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Studien widerlegen Mythos der „gesünderen“ E‑Zigarette

Wien. Der Glaube, dass E‑Zigaretten oder Vapes eine gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten darstellen, hält sich hartnäckig. Viele gehen davon aus, dass das Verdampfen von Flüssigkeiten weniger schädlich ist als das Verbrennen von Tabak. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse verdeutlichen die gesundheitlichen Gefahren, die mit dem Konsum von E‑Zigaretten einhergehen.

Schon seit dem Aufkommen der alternativen Nikotinprodukte warnen Expertinnen und Experten vor möglichen gesundheitlichen Risiken. Jüngste Studien zeigen, dass das Vapen nicht nur ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle mit sich bringt, sondern auch die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Besonders alarmierend seien die Erkenntnisse zur sogenannten Doppelanwendung – dem gleichzeitigen Konsum von herkömmlichen Zigaretten und E‑Zigaretten.

Eine im Journal of Oncology Research and Therapy veröffentlichte Studie untersuchte den Konsum von Zigaretten und E‑Zigaretten bei 4.975 Lungenkrebspatienten und verglich diese mit einer Kontrollgruppe von 27.294 Personen ohne Krebs. Das Ergebnis war eindeutig: Personen, die sowohl rauchen als auch vapen, haben ein viermal höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, als diejenigen, die nur rauchen.

Marisa Bittoni, Hauptautorin der Studie und Forscherin am College of Medicine, erklärt: „Diese Studie liefert eindeutige Beweise dafür, dass das Dampfen zusätzlich zum Rauchen das Risiko für Lungenkrebs erhöhen kann.“ Auch Randall Harris, Professor für Epidemiologie, weist auf die Gefahren der in E‑Zigaretten enthaltenen Chemikalien hin, über die bisher wenig bekannt ist.

Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf, bestätigt die Befunde und betont, dass E‑Zigaretten keineswegs eine gesündere Alternative darstellen. In den Dampfprodukten finden sich neben Nikotin auch krebserregende Stoffe wie Schwermetalle. Diese Schwebeteilchen können die Lunge schädigen und Entzündungsreaktionen begünstigen. Außerdem fördert die inhalierte Feuchtigkeit die Besiedelung der Lunge mit Keimen.

Besonders problematisch ist das Suchtpotenzial von E‑Zigaretten, vor allem bei jungen Menschen. Bis zu einem Alter von 25 Jahren ist das Gehirn besonders anfällig für die Entwicklung eines Suchtverhaltens. „E‑Zigaretten sind für viele Jugendliche oft die Einstiegsdroge“, so Valipour. Viele dieser jungen Konsumentinnen und Konsumenten greifen später auch zu herkömmlichen Zigaretten oder konsumieren beides, was das Gesundheitsrisiko weiter erhöht.

Die Studienautorinnen und ‑autoren sowie Fachleute fordern eine stärkere Regulierung der Tabakindustrie. Die Hersteller von E‑Zigaretten müssen nicht offenlegen, welche Substanzen sie in ihren Produkten verwenden, was die Gesundheitsrisiken schwerer nachvollziehbar macht. „Es ist ein riesiges Problem, dass die Zulassung keinem strengen regulatorischen Prinzip unterliegt“, kritisiert Valipour.

Obwohl E‑Zigaretten in manchen Fällen zur Raucherentwöhnung eingesetzt werden können, warnen Fachgesellschaften vor ihrem allgemeinen Gebrauch. „Man darf nicht vergessen, dass diese Produkte von den gleichen Herstellern wie herkömmliche Zigaretten kommen“, betont Valipour. Die Industrie versuche lediglich, neue Märkte zu erschließen, nachdem politische Regulierungen das Rauchen immer weiter einschränkten.

Um den Mythos der „gesünderen“ E‑Zigarette zu widerlegen, ist intensive Aufklärungsarbeit notwendig. Nur so können die schädlichen Auswirkungen von E‑Zigaretten ähnlich ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden wie die Gefahren herkömmlicher Zigaretten.

Quelle: Der Standard

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