HomeFeuilletonWissenschaftTausende Tonnen Plastikmüll im Mittelmeer

Tausende Tonnen Plastikmüll im Mittelmeer

Neue Berechnungen zeigen, dass die Vermüllung des Mittelmeeres mit Kunststoffen zunimmt. Es braucht Gegenmaßnahmen und schlussendlich natürlich die Zurückdrängung der Verwendung umweltschädlicher Materialien.

Athen. Ein Forscherteam des Griechischen Zentrums für Meeresforschung ΕΛΚΕΘΕ/HCMR hat neue Berechnungen zur Verschmutzung des Mittelmeers mit Kunstoffabfällen vorgelegt. Gemäß jüngsten Daten treiben allein an der Wasseroberfläche gegenwärtig 3.760 Tonnen Plastikmüll, darunter Einkaufstaschen, Getränkeflaschen, Verpackungsmaterial, Styropor oder Mikropartikel. So irritierend bereits diese Zahl ist, so handelt es sich dabei nur um den geringeren Teil des Plastiks, dass jedes Jahr im Mittelmeer landet, denn insgesamt sind es nicht weniger 17.600 Tonnen. Etwa 2.800 Tonnen davon sinken auf den Meeresboden, der Großteil von 11.040 Tonnen wird jährlich an den Stränden angespült.

Diese immense Vermüllung des Meeres und der Küsten stellt ein erhebliches Problem dar. Das im Wasser schwimmende und hinabsinkende Plastik verrottet nicht und ist eine Bedrohung für das marine Ökosystem und nicht zuletzt für Meerestiere und Seevögel. Aber auch für die Menschheit hat die zunehmende Verschmutzung negative Konsequenzen. Einerseits betrifft dies die ganz unmittelbar sichtbare Verunreinigung der menschlichen Lebensräume an den mediterranen Küsten, andererseits landen Plastikteile, v.a. kleine und Mikropartikel, in der tierischen Nahrungskette, damit eben in Fischen und Muscheln und am Ende auch auf den Tellern und in den Mägen der Menschen. Auf diese Weise gelangen giftige Subtanzen und Mikroplastik nicht nur in die Umwelt, sondern wiederum zu uns selbst.

Dass das Mittelmeer besonders verschmutz ist mit Plastikmüll, hat mit der dichten Besiedelung an seinen Küsten zu tun. Obwohl das Mittelmeer nur weniger als ein Prozent der ozeanischen Wasserfläche der Erde ausmacht, beträgt sein Anteil am jährlich anfallenden schwimmenden Plastikmüll gut 1,5 Prozent. Die naheliegende Maßnahme angesichts der Vermüllung ist zunächst natürlich die Reinigung der Meere und Strände, doch ist dies offenkundig eine Sisyphusarbeit. Schlussendlich ist es unweigerlich notwendig, dass weniger Plastik im Meer landet. Dies könnte einerseits durch bessere Überwachung gegenüber illegaler Entsorgung sowie durch konsequente Recyclingsysteme erreicht werden. Trotzdem ist andererseits die beste Methode gegen die Vermüllung, einfach weniger Plastik zu produzieren und zu verwenden, d.h. die verantwortlichen Konzerne zu zwingen, auf andere, umweltfreundlichere Materialien zu setzen – dafür braucht es aber den politischen Willen, in die gegenüber Mensch, Tier und Umwelt rücksichtslose Profitlogik des Kapitals einzugreifen.

Quelle: ORF

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