HomeFeuilletonWissenschaftTuberkulose wieder auf dem Vormarsch 

Tuberkulose wieder auf dem Vormarsch 

Die Zahl der an Tuberkulose erkrankten und verstorbenen Menschen steigt weltweit. Zwar gäbe es wirkungsvolle Therapien, doch kommen diese unter kapitalistischen Bedingungen bewusst nicht allen Ländern und Menschen zugute.

Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte neue Daten zur globalen Verbreitung der Tuberkulose (Tbc): Demnach lag die Zahl der Erkrankungen im Jahr 2021 bei 10,6 Millionen Menschen, was gegenüber 2019 einen Anstieg um 4,5 Prozent bedeutet. Noch deutlicher stiegen im selben Zeitraum die Todesfälle infolge einer Tbc-Erkrankung, nämlich um 14 Prozent auf 1,6 Millionen. Bis 2019 waren die Zahlen eineinhalb Jahrzehnte lang zurückgegangen, womit von einer klaren Trendumkehr gesprochen werden kann.

Die Infektionskrankheit Tuberkulose, die durch verschiedene Mykobakterien verursacht wird und am häufigsten die Lunge, aber auch andere Organe betrifft, wird zumeist von Mensch zu Mensch übertragen. Obwohl also die Corona-Schutzmaßnahmen somit im „Nebeneffekt“ auch die Tbc-Verbreitung eindämmen hätten sollen, verweist die WHO auf eine gegenteilige Auswirkung: Die Pandemie hat die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten massiv erschwert, heißt es seitens der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen.

Eigentlich ist eine Tuberkuloseerkrankung durch eine Antibiotikabehandlung gut zu therapieren. Allerdings braucht es einerseits gegen Resistenzentwicklungen der Bakterien eine Vierfachkombination entsprechender Medikamente, andererseits müssen diese über einen Zeitraum von einem halben Jahr eingenommen werden. Dies sind Schwierigkeiten, die vielerorts nicht zu bewältigen sind: Die meisten Todesfälle entfallen auf Indien, Indonesien, Myanmar und die Philippinen sowie auf afrikanische Länder.

Für die Tbc-Ausbreitung gibt es mindestens zwei Faktoren: Die grundsätzliche medizinische Unterversorgung bezüglich Einrichtungen und Ärzten, d.h. es fehlt an Zugang zu Diagnose- und Behandlungseinrichtungen; außerdem die mangelnde Verfügbarkeit und die hohen Kosten von Medikamenten. Das bedeutet, dass viele Tbc-Tote ein vermeidbares Ergebnis der bürgerlich-kapitalistischen Gesundheitspolitik sind: Es wird bei der flächendeckenden öffentlichen Versorgung der Bevölkerung gespart, es werden Gesundheitssysteme privatisiert und kostenpflichtig, und die Pharmakonzerne wollen maximalen Profit lukrieren. Eine effektive Bekämpfung von Infektionskrankheiten sowie die bestmögliche Behandlung für alle Menschen sehen anders aus.

Quelle: ORF

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