Im Verlauf von 80 Jahren wurden über 700 mutmaßliche Täter gezählt. Jose Gabriel Vera, Sprecher der spanischen Bischofskonferenz, erkennt den damit angerichteten Schaden an und verspricht Hilfe beim Heilungsprozess derjeniger Opfer, die noch leben.
Madrid. Das Thema Kindesmissbrauch und Pädophilie geriet in Spanien im Jahr 2021 ins Rampenlicht, nachdem die Zeitung El Pais über mehr als 1.200 mutmaßliche Fälle berichtete. Daraufhin wurden mehrere Untersuchungen eingeleitet, darunter eine unter der Leitung des Ombudsmannes des Landes, Ángel Gabilondo, sowie eine interne Untersuchung der Kirche selbst.
Die Untersuchung der spanischen katholischen Kirche über sexuellen Missbrauch von Kindern durch Klerusmitglieder und nicht-klerikale Mitarbeiter hat bisher 728 mutmaßliche Täter und 927 Opfer seit den 1940er Jahren identifiziert, so der erste Bericht.
„Wir erkennen den verursachten Schaden an“, sagte Jose Gabriel Vera, der Sprecher der spanischen Bischofskonferenz, und fügte hinzu: „Wir wollen allen Opfern helfen und sie bei ihrer Heilung begleiten.“
„Wir wollen wissen, was bei der Auswahl der Priesteramtskandidaten falsch gelaufen ist, was während ihrer Ausbildung schief gelaufen ist… was einen Menschen, der sich entschlossen hat, sich Gott hinzugeben, dazu gebracht hat, sich dem sexuellen Missbrauch hinzugeben“, sagte Vera.
In dem Bericht, der die Aussagen der Opfer zusammenfasst und noch keinen Beweis für Schuld oder Unschuld der Täter darstellt, heißt es, dass mehr als 99 Prozent der mutmaßlichen Täter männlich waren und dass die Hälfte davon Geistliche waren. Die meisten der erfassten Fälle ereigneten sich in den 1960er bis 1980er Jahren. Nach Angaben der Opfer – die meisten von ihnen männlich – sind mehr als 63 Prozent der mutmaßlichen Täter verstorben.
Letztes Jahr schrieb die spanische Staatsanwaltschaft in einem Brief an den Ombudsmann jedoch, dass die interne Untersuchung der Kirche „unvollständig“ und „wenig hilfreich“ sei. So kann man in etwa auch von einer höheren Dunkelziffer ausgehen. Einerseits spricht nicht jedes Opfer offen über die ihm bzw. ihr angetane Straftat und andererseits hat sich die katholische Kirche, die ja eine der Untersuchungen selbst durchführt, in den letzten Jahren eher durch die ihr von Haus aus innewohnenden Vertuschungsmechanismen hervorgetan.
Quelle: Reuters