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Brasilien: 593 Menschen aus sklavenähnlichen Verhältnissen befreit

Brasília. In einer groß angelegten Aktion der brasilianischen Behörden wurden zwischen Juli und August 2024 insgesamt 593 Menschen aus sklavenähnlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen befreit. Die Operation „Resgate IV“, die in 15 Bundesstaaten sowie im Bundesdistrikt Brasília durchgeführt wurde, deckte unmenschlichste Zwangsarbeitsverhältnisse in Brasilien auf.

Unter den Geretteten befanden sich Menschen jeden Alters, darunter auch eine 94-jährige Frau, die 64 Jahre lang ohne Lohn und ohne Zugang zu grundlegenden Rechten arbeiten musste. Ebenso wurden 16 Kinder befreit. Der Großteil der Betroffenen arbeitete in der Landwirtschaft, insbesondere auf abgelegenen Farmen und Plantagen.

Die Operation, die vom Ministerium für Arbeit und Beschäftigung sowie weiteren Behörden wie der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft koordiniert wurde, ist Teil des Kampfes gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften in Brasilien. Jährlich finden ähnliche Einsätze statt. Im Jahr 2023 konnten 3.240 Menschen befreit werden, während 2022 insgesamt 2.587 Menschen aus sklavenähnlichen Verhältnissen gerettet wurden.

Während der jüngsten Operation wurden 23 Teams in 130 Inspektionen eingesetzt. Besonders betroffen war der Bundesstaat Minas Gerais, wo 291 Menschen befreit werden konnten. Es folgten São Paulo mit 143 und Pernambuco mit 91.

Neben der 94-jährigen Frau, die in Mato Grosso befreit wurde, enthüllte die Task Force eine Vielzahl weiterer Schicksale. In Mato Grosso do Sul wurden 13 paraguayische Arbeiter aus Zwangsarbeit in Holzkohleproduktionen gerettet. Auch im Süden des Landes, in Rio Grande do Sul, wurden vier argentinische Arbeiter entdeckt, die unter unmenschlichen Bedingungen sowie ohne Papiere Eukalyptusbäume fällten und verluden.

„Es ist unerträglich, dass solche Verbrechen gegen die Menschenwürde im Jahr 2024 immer noch existieren“, erklärte Alberto Raposo, stellvertretender Generaldirektor der Bundesautobahnpolizei. Er bekräftigte, dass die brasilianischen Behörden den Kampf gegen Sklavenarbeit so lange fortsetzen werden, bis dieses Verbrechen vollständig aus dem Land verbannt ist.

Laut dem Bericht arbeiteten 72 Prozent der befreiten Menschen in der Landwirtschaft. Weitere 17 Prozent waren in der Industrie beschäftigt, und etwa elf Prozent arbeiteten im Handel oder im Dienstleistungssektor. Auch in städtischen Gebieten gab es derartige Vorfälle: In der Alkoholproduktion und im Baugewerbe wurden insgesamt 62 Personen aus derartigen ausbeuterischen Bedingungen gerettet.

Die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen laufen auf Hochtouren. Insgesamt wurden bereits 482 polizeiliche Untersuchungen eingeleitet. In einigen Fällen kam es zu Verhaftungen, darunter zwölf Festnahmen auf frischer Tat, die im Zuge der Operation vorgenommen wurden.

Die brasilianischen Behörden haben bereits begonnen, Entschädigungen an die Opfer zu zahlen. Bisher wurden rund 1,91 Millionen Reais (etwa 306.000 Euro) an Abfindungen ausgezahlt. Weitere Entschädigungen in Höhe von insgesamt 3,46 Millionen Reais stehen noch aus oder befinden sich in Verhandlungen.

Zudem betonte André Roston, Generalkoordinator für Inspektionen im Bereich moderner Sklaverei und Menschenhandel: „Opfer von Menschenhandel und sklavenähnlicher Arbeit können in Brasilien bleiben und ihren Aufenthalt legalisieren, auch wenn sie zuvor ohne Papiere waren.“

Das brasilianische Strafgesetzbuch sieht harte Strafen für diejenigen vor, die Menschen in sklavenähnliche Verhältnisse bringen. Artikel 149 legt eine Freiheitsstrafe von zwei bis acht Jahren sowie Geldstrafen fest. Besonders schwere Strafen drohen, wenn die Verbrechen an Kindern und Jugendlichen begangen werden oder aus Gründen von Vorurteilen aufgrund von Ethnie, Religion oder Herkunft.

Quelle: Amerika 21

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