Nicht nur in der BRD wird Solidarität mit unterdrückten Völkern mit Hass, Heuchelei und verqueren Anschuldigungen begegnet. Der renommierte Philosoph und Theologe Cornel West muss sich nun eine neue Stelle suchen, da er auf Harvard nicht mehr erwünscht ist.
Cambridge. Der vielrezipierte Theologe und Philosoph Dr. Cornel West hat in einem Rücktrittsschreiben an das Rektorat der Harvard-Universität seinen Rücktritt bekanntgegeben. Grund hierfür ist die nicht beabsichtigte Verlängerung seiner Professur an der berühmten Universität. Die Weigerung der Universität resultiert indes aus Wests linkem Aktivismus an mehreren Fronten, etwa im Sinne der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung (die neben Rassismus in den Vereinigten Staaten einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildet) oder aufgrund seiner sozialdemokratischen Gesinnung, die sich in der Selbstbezeichnung als demokratischer Sozialist äußert. Tatsächlich dürfte sich aber seine kompromisslose Parteinahme für das unterdrückte Volk Palästinas als Damoklesschwert herausgestellt haben.
Cornel West ist nebenher Professor Emeritus für Theologie an der Princeton-Universität, seit 2016 lehrt er Philosophie an der Harvard-Universität. An beiden Universitäten studierte er und errang schließlich als erster Afroamerikaner den Doktortitel in Philosophie an der Princeton-Universität. Er promovierte mit einer Arbeit über ethische Aspekte des Marxismus. Ethische Aspekte waren es auch, die ihn, trotz Auseinandersetzung mit dem Thema, davon abhielten, sich auf die Black Panther Party einzulassen, die ihm wohl zu militant auftrat. Seine geistige Heimat muss man in der gemäßigten Richtung der Demokratischen Sozialisten suchen, die ihn denn auch zu ihrem Ehrenvorsitzenden wählten. Sein großes Vorbild ist Martin Luther King, aktuell sprach er sich für Bernie Sanders aus, danach für Jill Stein.
Was mag also die grauen Eminenzen hinter der Harvardschen Fassade der wissenschaftlichen Seriosität und Glaubwürdigkeit dazu bewogen haben, einer so renommierten und nur bis zu einem gewissen Grade systemkritischen Persönlichkeit wie Cornel West die weitere Anstellung zu verweigern? In der Tat fiel Cornel bereits 2002 wegen Kleinigkeiten vor dem ehemaligen Direktorium negativ auf: Neben seinem politischen Engagement hat er wohl auch an dem einen oder anderen Hip-Hop-Album mitgearbeitet und eigene politische Lieder aufgenommen. Er wechselte nach mehreren Streitigkeiten an die Princeton-Universität und blieb dort bis November 2016, wo ihm Harvard unter neuer Administration einen Job ohne Festanstellung und mit niedrigerem Gehalt anbot. West nahm die Stelle an, in der Hoffnung, es hätte sich in der Zwischenzeit etwas an der widrigen Lage geändert: „Wie sehr habe ich mich getäuscht“ schreibt er in seinem Rücktrittsschreiben. Als Experte in seinem Fach geltend und mit einer unbefleckten wissenschaftlichen Laufbahn ausgestattet, liegt die Vermutung nahe, dass seine Verdrängung aus der Universität mit seinem Engagement für die palästinensische Sache und gegen die israelische Besatzung zu tun hat. Neben der systematischen Verbreitung anti-palästinensischer Ideologie machte sich die Harvard-Universität auch dadurch schuldig, etwa 200 Millionen Dollar in Unternehmen investiert zu haben, die mit illegalen zionistischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten verbunden sind. West kritisierte zudem, dass die großen Universitäten den Weg des „intellektuellen und geistigen Bankrotts“ beschreiten würden, da sie sich gänzlich Marktzwängen untergeordnet hätten und somit freie Wissenschaft nicht mehr möglich sei. Dr. Cornel West verlässt „mit kostbaren Erinnerungen, aber absolut ohne Bedauern“ Harvard und wird seine Tätigkeit im Union Theological Seminary in New York fortsetzen.
Der Sprecher der Harvard-Universität, Jonathan Beasley, sagte, dass es weder Kommentar noch Antwort auf den Brief von West gebe.
Quellen: The Black Wall Street Times/Giovani Palestinesi d’Italia