Gaza-Stadt. Bei einem israelischen Luftangriff in den frühen Morgenstunden des Sonntags wurde das Al-Ahli Arab Hospital in Gaza-Stadt, das letzte noch funktionierende Krankenhaus im Norden des Gazastreifens, schwer beschädigt. Zahlreiche Patienten, darunter Schwerkranke und Kinder, mussten das Gebäude verlassen und sich auf offener Straße in Sicherheit bringen. Mindestens drei Menschen, darunter ein 12-jähriger Bub mit einer Kopfverletzung, kamen infolge der Evakuierung ums Leben.
Laut Angaben der Diözese von Jerusalem, zu der das von Christen betriebene Krankenhaus gehört, wurden die Notaufnahme, das genetische Labor und weitere Teile der Einrichtung durch zwei israelische Raketen zerstört. Auch angrenzende Gebäude, darunter eine Kirche, wurden beschädigt. Es ist bereits der fünfte Angriff auf das Krankenhaus seit Beginn des Krieges im Oktober 2023. Der jüngste Angriff reiht sich in eine ganze Reihe an Kriegsverbrechen und Verstößen Israels gegen das Kriegs- und Völkerrecht ein. Erst im März hatte ein Gremium den Vorwurf des Völkermords gegen Israel erhoben, unter anderem wegen gezielter Zerstörung von medizinischen Einrichtungen und Gesundheitsdiensten zur sexuellen und reproduktiven Versorgung, um die Geburtenrate des palästinensischen Volkes zu reduzieren.
Die israelische Armee rechtfertigte die Attacke mit der Behauptung, das Krankenhaus sei von der Hamas als Kommandozentrale genutzt worden. Auf der Plattform X teilte das Militär mit, man habe vor dem Angriff Warnungen ausgesprochen, um zivile Opfer zu vermeiden. Belege für die angebliche militärische Nutzung des Spitals wurden nicht vorgelegt.
Die Hamas wies die Vorwürfe zurück und sprach von „wiederholten Lügen“ der israelischen Streitkräfte, mit denen „barbarische Verbrechen“ gegen Zivilisten und medizinisches Personal gerechtfertigt werden sollen. Auch Katar äußerte sich entsetzt und sprach von einem „grauenhaften Massaker“, das einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstelle.
Internationale Reaktionen folgten rasch: Der britische Außenminister David Lammy bezeichnete die Angriffe auf medizinische Infrastruktur als „verabscheuungswürdig“ und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Auch die libanesische Hisbollah verurteilte den Angriff scharf und sprach von einem „offenen Kriegsverbrechen“ im Rahmen einer „andauernden Kampagne des Völkermords“.
Seit dem Ende der Feuerpause am 18. März hat sich die militärische Lage in Gaza weiter zugespitzt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden seitdem mindestens 1.560 Menschen getötet, darunter über 500 Kinder. Insgesamt beziffern die Behörden die Zahl der Todesopfer seit dem 7. Oktober 2023 auf über 50.944, mit mehr als 116.000 Verletzten.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft sich zusehends. Die Zerstörung des Al-Ahli-Krankenhauses wird als weiterer schwerer Rückschlag für das kollabierende Gesundheitssystem in der Region gewertet. Die Regierung in Gaza spricht von einem „entsetzlichen Verbrechen“ und einem „eklatanten Bruch internationaler Konventionen“.
Quelle: AJ/L’Orient Today/902.gr