HomeInternationalesJungarbeiterin stirbt bei Arbeitsunfall in Prato

Jungarbeiterin stirbt bei Arbeitsunfall in Prato

Der tragische Unfall ereignete sich in einer Textilfabrik in Prato. Die 22-jährige Arbeiterin blieb in einer Schärmaschine stecken und starb am Arbeitsplatz. Sie hinterlässt ein fünfjähriges Kind.

Italien/Prato. Ein tragischer und brutaler Unfall ereignete sich am vergangenen Montag in einer Textilfabrik in Prato, der nicht nur in gewerkschaftlichen Medien hohe Wellen schlug. Es handelt sich dabei um die Arbeiterin Luana D´Orazio, die bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam, den man aus längst vergangenen Zeiten vernommen zu haben glaubt, da er an die krude und blutige Zeit der kapitalistischen Industrialisierung erinnert, in der Arbeiter ohne Sicherheitsvorkehrungen gefährliche Maschinen zu bedienen genötigt waren. Doch solche und ähnliche Unfälle passieren tagtäglich, in den Medien kommen sie aber nur in Nebensätzen vor, sodass der falsche Eindruck entstehen könnte, der Kapitalismus sei vor unnötigen und lebensgefährlichen Unfällen in Fabriken und Betrieben gefeit.

Von einer Schärmaschine zerdrückt

Luana D´Orazio war 22 Jahre alt, als sie in einer Textilverarbeitungsmaschine, die man etwa unter den Bezeichnungen Schär- oder Zettelmaschine kennt, hängenblieb und zerdrückt wurde. Es gibt keine Erklärung dafür, warum die Maschine über keinen Sicherheits- oder Notfallmechanismus verfügte, der den Tod der Arbeiterin hätte vermeiden können – zumindest wurde bislang keine Erklärung von der Vorgesetzten von Luana D´Orazio geliefert. Die Sache verlief so schnell, dies gab der ihr zugeteilte Arbeitskollege bei einer späteren Befragung zu bedenken, dass er „nicht einmal einen Schrei“ gehört habe. Er hätte ihr nur kurz den Rücken zugekehrt, als die Sache passiert sei. In diesem Zusammenhang wurden nun technische Untersuchungen anberaumt, bei denen es auch darum geht, die Funktionsweise der Sicherheitsvorrichtungen der Zettelmaschine zu beurteilen.

Luana hinterlässt neben ihrer um sie trauernden Familie einen fünfeinhalb-jährigen Sohn, Alessio. Ihre Mutter, Emma Marrazzo, hätte an jenem Tag ihren dreiundfünfzigsten Geburtstag gefeiert, als die Carabinieri ihr in Pistoia die furchtbare Nachricht des Todes ihrer Tochter überbrachten. Luana hatte ihr Studium wegen ihrer frühen Schwangerschaft abgebrochen und hatte, um sich und ihrem Kind eine Zukunft zu geben, in der Textilfabrik zu arbeiten angefangen. Ihrer Mutter zufolge hätte ihr der schlechtbezahlte Job sogar Spaß gemacht – insgesamt war sie ein sehr offener und lebensfroher Mensch.

Die Gewerkschaften CGIL, UIL und Cisl haben nach der Nachricht des Arbeitsunfalls eine Kundgebung und eine vierstündige Arbeitsniederlegung für Freitag, den 7. Mai, veranlasst und erinnern dabei auch an den am 2. Februar dieses Jahres verstorbenen tunesischen Jungarbeiter Sabri Jaballah, der unter ähnlichen Umständen in Montale von einer Textilpresse erdrückt worden war. 

Tatsächlich waren es aber 185 Arbeiterinnen und Arbeiter, die allein in diesem ersten Vierteljahr in Italien bei Unfällen ums Leben gekommen sind, was einem Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2020 gleichkommt. Anders ausgedrückt: In Italien gehen zwei Menschen pro Tag zu ihrer Arbeitsstelle und kommen nicht lebend zurück. Es ist dies ein blutiger Klassenkampf, den die Unternehmer gegen die Arbeiterinnen und Arbeiter auf täglicher Basis führen, die nicht nur gezwungen werden, ihre Gesundheit unter Pandemiebedingungen für den Profit einiger weniger aufs Spiel zu setzen, sondern dabei auch noch der wenigen Sicherheitsvorkehrungen beraubt werden, die im 21. Jahrhundert zum Standard gehören müssten. 

Die Kommunistische Jugendfront (FGC) schrieb zu dieser Tragödie:

„Sagt uns noch einmal, dass wir, wenn wir schon arbeiten wollen, „aufhören sollten, immer nur Rechte zu fordern“, uns die Ärmel hochkrempeln sollen, „flexibel“ sein sollen, weil wir nicht mehr im 19. Jahrhundert leben würden. Im Italien des Jahres 2021 stirbt man an Ausbeutung, am Fehlen von Rechten und Sicherheitsvorkehrungen. Mit 22 Jahren. Sie werden alles bezahlen.“

Quelle:Corriere/il Fatto Quotidiano/Fronte Comunista/FGC

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