Naypyidaw. Ein starkes Erdbeben in Südostasien hat am Freitag in Myanmar und weiteren Ländern der Region zu verheerenden Schäden geführt. Nach offiziellen Angaben der Militärführung in Myanmar starben dort mehr als 1.000 Menschen, über 2.370 wurden verletzt. Da zahlreiche Gebiete schwer zugänglich sind, wird mit weiter steigenden Opferzahlen gerechnet. In Thailand kamen bei dem Beben bisher zehn Menschen ums Leben, zudem gilt eine dreistellige Zahl von Personen weiterhin als vermisst.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte (USGS) erreichte das Beben eine Stärke von 7,7. Einige Minuten später wurde südlich des Epizentrums ein weiteres Beben gemessen, das laut USGS auf 6,4 veranschlagt wird. Das Zentrum des Hauptbebens lag in der Nähe von Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars mit rund 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Erschütterungen waren außerdem in Thailand, China, Kambodscha, Bangladesch und Indien deutlich zu spüren.
Vor allem in Myanmar kam es zu massiven Zerstörungen. Gebäude und Brücken stürzten ein, Straßen brachen auf. Auch die Hauptstadt Naypyidaw ist schwer betroffen: Dort stürzte am Freitag ein Gebäudeteil der Notaufnahme eines großen Krankenhauses ein. Die Versorgung Hunderter Verletzter fand zeitweise unter freiem Himmel statt. In den sechs am stärksten betroffenen Regionen des Landes wurde vonseiten der Behörden der Notstand ausgerufen.
Die Lage im Land blieb am Samstag unübersichtlich. Die US-Erdbebenwarte geht davon aus, dass die Zahl der Toten in den Tausenderbereich steigen könnte. Lokale Hilfsorganisationen fürchten noch höhere Opferzahlen, da viele Menschen in entlegenen Gegenden Myanmars leben und nicht erreicht werden können. Das Rote Kreuz sprach von verheerenden Schäden und äußerte Sorge über mögliche Dammbrüche am Fluss Irrawaddy.
Auch Thailand ist schwer von den Erschütterungen betroffen. Laut offiziellen Angaben starben dort bisher zehn Menschen, 101 werden allein in der Hauptstadt Bangkok vermisst. Dort kollabierte ein 30-stöckiges, im Bau befindliches Hochhaus. Nach Auskunft von Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt ereigneten sich die meisten Todesfälle an dieser Unglücksstelle.
Rettungskräfte vor Ort haben Lebenszeichen unter den Trümmern ausgemacht. Möglicherweise sind rund 15 Personen in kleineren Gruppen unter Stahlträgern und Betonplatten eingeschlossen. Der Leiter des Katastrophenschutzes, Suriyachai Rawiwan, sagte, man bemühe sich, Wasser und Nahrungsmittel zu den Verschütteten zu transportieren. Die zuständigen Behörden gehen davon aus, dass das Zeitfenster für die Bergung kritisch ist: Betroffene Personen können rund 72 Stunden ohne Versorgung überleben.
Von den Vermissten in Bangkok handelt es sich zumeist um Bauarbeiter. Die exakte Zahl der Verschütteten ist unklar, insgesamt werden etwa 100 Arbeiter vermisst. Da Polizei und Rettungskräfte mit schwerem Gerät am Einsatzort arbeiten, riefen die Behörden die Bevölkerung dazu auf, das Areal zu meiden. Rettungsteams arbeiten rund um die Uhr, um noch mögliche Überlebende zu finden.
Quelle: ORF