Yangon/Naypyidaw. In mehreren Städten Myanmars überschlagen sich die Ereignisse. Seitdem das Militär am 1. Februar die Regierung Aun Sang Suu Kyis gestürzt und diese unter Hausarrest gestellt hat, protestieren Regierungsanhänger sowie Menschen aus verschiedenen Volksschichten gegen die zunehmende Repression der Militärverwaltung. In Teilen des Landes, wo ethnische Milizen die Oberhand haben, haben die Konflikte die Form eines Bürgerkrieges angenommen.
Blutige Wochenendproteste und Trauerfeiern
Der blutige Höhepunkt der Protestwelle stellte der vergangene Samstag dar – zynischerweise beging das Regime am Samstag den „Tag der Streitkräfte“ –, an dem 114 Menschen von der Armee ermordet wurden. Unter den Toten sollen sich auch mindestens sechs Kinder zwischen zehn und 16 Jahren befinden. Der Großteil dieser Opfer stammen aus den zwei größten Städten Myanmars, Mandalay und Yangon. In letzterer Stadt wurden besonders Arbeiterviertel zum Ziel von Militärangriffen, da Gewerkschaften Streikaktionen und Arbeitsniederlegungen durchgeführt haben. Tom Andrews, UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, bezeichnete das Vorgehen Myanmars als „Massenmord“. Bürgerliche Medien berichten zudem, wie das Militär am Sonntag in Bago, nahe Yangon, auf Trauernde und Begräbnisteilnehmer geschossen haben soll.
Ethnische Konflikte flammen wieder auf
Abseits der Ballungsräume führen einige der zwei dutzend ethnischen Milizen harte Kämpfe mit der Militärregierung. Offenbar bombardierten Regierungseinheiten Dörfer nahe der thailändischen Grenze aus der Luft, in der die Minderheit der Karen lebt. Mindestens drei Menschen seien getötet worden. Reuters berichtet, dass 3.000 Angehörige der Karen nach Thailand geflüchtet sind. Vor diesem Luftangriff gab die ethnische Miliz Karen National Liberation Army an, einen Militärstation überrannt zu haben. Ähnliches ereignete sich in Hpakant im Norden Myanmars, in welcher Jade abgebaut wird und die Kachin Independence Army aktiv ist. Nachdem diese Miliz eine Polizeistation angegriffen hatte, reagierte die Militärjunta mit Luftangriffen auf die Dörfer der Kachin. Ob und wieviele Tote es gibt, ist unbekannt.
Vor dem Militärputsch sind die meisten dieser ethnischen Milizen de facto einen Waffenstillstand mit der Zentralregierung eingegangen. Die ethnischen Konflikte entzündeten sich immer wieder an der Repression der Militärdiktaturen in der Vergangenheit.
Quelle: FAZ/Reuters/Zeitung der Arbeit