In der Moskauer Metro wurde diese Woche ein neues Stalin-Denkmal errichtet. Das bedeutet freilich nicht, dass die Sowjetunion kurz vor ihrer Rückkehr steht, sondern im Gegenteil: Der bürgerlich-kapitalistische Staat als entschlossener Gegner des Sozialismus missbraucht die Erfolge des Sozialismus, um seine eigene Herrschaft zu untermauern.
Moskau. Die U‑Bahn in der russischen Hauptstadt feiert heuer ihr 90-jähriges Jubiläum – sie war am 15. Mai 1935 in Betrieb genommen worden und stellte einen technischen wie architektonischen Glanzpunkt des Sozialismus dar: Die Moskauer Metro genügte sich nicht in seelenlosen, funktionalen Röhren, wie wir sie z.B. in Wien kennen, sondern es handelt sich um prunkvolle Gewölbe mit Marmorböden, prächtigen Lustern und allerlei Ornamenten – man errichtete ganz bewusst „Paläste des Volkes“. Eines dieser angesprochenen Ornamente – ein Marmorrelief – wurde nun anlässlich des runden Geburtstages wieder hergestellt.
In der Station Taganskaja gab es bereits ab 1948 eine Büste des damaligen KPdSU-Generalsekretärs Josef Stalin (1879–1953), die bei einer Umgestaltung entfernt wurde – nun entschloss man sich für eine Restaurierung. Diese entspricht zwar nicht ganz dem Orginialzustand, kann sich aber sehen lassen: In einer Nische findet sich ein annähernd lebensgroßes Relief, das in der Mitte Stalin zeigt, von Kinder umringt, im Hintergrund das Banner Lenins. Eine Inschrift ist der ursprünglichen zweiten Stropfe der Hymne der UdSSR entnommen und lautet: “Stalin erzog uns zur Treue zum Volke, zu Arbeit und Heldentaten regte er uns an.”
Thematisch verweist das Denkmal im Allgemeinen auf den Großen Vaterländischen Krieg, in dem die Rote Armee der Sowjetion den deutschen Faschismus niedrringen und einen Gutteil Europas befreien konnte, im Konkreten auf den Sieg in der Schlacht um Stalingrad. “Für das Volk, für Stalin, für die Verteidigung Stalingrads!“, ist auf goldenem Untergrund zu lesen. Eine durchaus angemessene historische Würdigung, nicht zuletzt rund um den 80. Jahrestag des großen antifaschistischen Sieges der Völker vom 9. Mai 1945.
Wer nun jedoch glaubt, der Moskauer Stadtverwaltung oder auch nur den Verkehrsbetrieben oder gar der russischen Regierung ginge es hier tatsächlich um eine Würdigung Stalins, der Roten Armee, der UdSSR und des Sozialismus, ist schief gewickelt. Natürlich impliziert der Klassencharakter der bürgerlich-kapitalistischen Russischen Föderation, die ja gerade aus der antisozialistischen Konterrevolution hervorgegangen ist, geradezu zwingend Antikommunismus. Aber warum wurde dann dieses Relief in einer zentralen Metrostation Moskaus errichtet?
Der russische Staat und seine Regierung wissen um die Popularität Lenins und Stalins in der russischen Bevölkerung, denn sie sind mit einem einzigartigen sozialistischen Aufbauwerk verbunden. Die Menschen wissen, dass der Sozialismus Arbeit, Wohnen und Gesundheit für alle, lebenssichernde Löhne und Pensionen, wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt sowie eine künstlerische Hochphase bedeutete. Die Älteren können sich noch daran erinnern, die Jüngeren, die es selbst nicht mehr erlebt haben, bemerken zumindest, dass der Kapitalismus seine falschen Versprechungen von paradiesischem Reichtum und grenzenloser Freiheit nicht einhalten kann.
Das ist der eine Grund, warum sich die bürgerliche russische Staatsmacht mitunter gerne in die Tradition der Sowjetunion stellt – es ist ein bizarrer PR-Schmäh. Noch konkreter wird diese Inszenierung in militärischer Hinsicht: Die Heldentaten der Roten Armee, die aus allen Völkern der UdSSR bestand, sollen auf die heutige russische Armee umgelegt werden. Der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg soll für das bürgerlich-kapitalistische Russland reklamiert werden, um die positiven Gefühle der Menschen in einen Aspekt der Machtbasis des bürgerlichen Staates und unmittelbar der Putin-Regierung zu verwandeln. Nicht unironisch – aber ein klarer Fall von historischem Missbrauch.
Und für die Zukunft gilt: Wer die UdSSR und damit den Sozialismus wieder errichten möchte, muss zuvor die kapitalistische Russische Föderation stürzen, denn in ihr manifestiert sich und herrscht der Klassenfeind des Proletariats.
Quelle: ORF