Erste Affenpocken-Fälle sind nun in mehreren europäischen Staaten, den USA, Kanada und Australien aufgetreten. Der Krankheitsverlauf ist üblicherweise mild und die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist wohl nur bei engem Kontakt möglich.
Am Freitag wurde in Deutschland der erste Fall von Affenpocken bestätigt. Auch Australien und Frankreich meldeten erste Fälle. In anderen europäischen Staaten gibt es bereits mehr Fälle. In Spanien sind bereits 30 bestätigte Fälle sowie 23 Verdachtsfälle bekannt. In Portugal sind es 23 Fälle. Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid teilte am Freitag mit, dass die Zahl der erfassten Krankheitsfälle von neun auf 20 angestiegen sei. In Österreich ist bislang noch kein Fall gemeldet worden.
Zwischen Januar und Ende April dieses Jahres kam es in Nigeria zu 15 erfassten Fällen von Affenpocken. Bei dem ersten bestätigten Fall in Großbritannien geht die Gesundheitsbehörde von einer Ansteckung in Nigeria aus. In den vergangenen fünf Jahren gab es in Nigeria, Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo immer wieder Ausbrüche der Viruserkrankung. Auch außerhalb Afrikas gab es in den vergangenen fünf Jahren einzelne Fälle, die insbesondere aus Nigeria importiert wurden. Die erhöhte Zahl an dokumentierten Krankheitsfällen in den letzten Wochen ist jedoch neuartig und ungewöhnlich. ForscherInnen vermuten, dass mit dem Ende der Pockenimpfungen 1980 der Immunschutz der Bevölkerung nachließ. Erste ExpertInnen sprechen bereits von einer Epidemie. Aufgrund der recht hohen Inkubationszeit von sieben bis 21 Tagen ist mit einem weiteren Anstieg der Fälle zu rechnen.
Erstmals identifiziert wurden Affenpocken 1970 bei einem neun Monate alten Jungen in der Demokratischen Republik Kongo. Affenpockenviren sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet, wobei die zentralafrikanischen Virusvarianten deutlich ansteckender und gefährlicher sind als die westafrikanischen. Hauptsächlicher Infektionsweg ist der Kontakt mit oder der Verzehr von infizierten Tieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist seltener und nur bei engem Kontakt möglich. Ob die Mensch-zu-Mensch-Übertragung bei der aktuell kursierenden Variante wahrscheinlicher ist, ist noch nicht bekannt. Die ersten Symptome sind üblicherweise Fieber, Kopf‑, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. In weiterer Folge kann es zu einem pockentypischen Ausschlag auf Körper und Gesicht kommen. Es gibt auch Virusvarianten aus Zentralafrika, die bei Kindern unter 16 Jahren in zehn Prozent der Fälle zum Tod führen. Bei der Variante, die nun in Europa angekommen ist, sind die Krankheitsverläufe jedoch üblicherweise relativ mild und die Betroffenen erholen sich innerhalb mehrerer Wochen. Historischen Daten zufolge schützt die herkömmliche Pockenimpfung gut und lebenslang gegen Affenpockenviren. Eine zugelassene Impfung speziell gegen Affenpocken gibt es aktuell nicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf. Kliniken und Bevölkerung sollen darüber aufgeklärt werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal untersuchen zu lassen. Die österreichischen Gesundheitsbehörden bereiten das Contact-Tracing bereits vor. Dieses soll mit Anfang der kommenden Woche startklar sein.