Immer mehr Menschen können sich die laufenden Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten. Das zeigt eine neue Studie von Statistik Austria.
Wien. In einer Studie von Statistik Austria im Auftrag von Sozialministerium und Eurostat, die im letzten Quartal 2021 und im ersten Quartal 2022 mit mehr als 3.000 teilnehmenden Personen durchgeführt wurde, zeigen sich massive Alarmsignale für den Anstieg der Armut durch Folgen der Covid-Pandemie und ihren regierungsbedingten Begleiterscheinungen sowie auch schon durch den Krieg in der Ukraine.
Allein lebende Menschen mit weniger als 1.000 Euro Nettoeinkommen haben mit Verlusten beim Einkommen zu kämpfen (47 Prozent). 13 Prozent der im Februar und März 2022 befragten Erwachsenen, hochgerechnet etwa 800.000 Menschen in Österreich, fanden es schwer oder sehr schwer, mit ihrem Haushaltseinkommen die laufenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Bei den Menschen mit weniger als 1.000 Euro Nettoeinkommen trifft dies sogar auf ein Drittel zu. Ein weiteres Drittel in dieser Einkommensklasse hatte „etwas Schwierigkeiten“ auszukommen. Insgesamt betrachten 23 Prozent (rund 1,5 Mio. Menschen) den jährlichen Urlaub als nicht leistbar – bei den untersten Einkommensschichten sind es 48 Prozent.
1,7 Millionen Menschen können sich keine unerwarteten Anschaffungen leisten
Die Studie zeigt, dass es sich 1,7 Millionen Menschen in Österreich aktuell nicht leisten können, unerwartete Ausgaben, wie etwa die Anschaffung eines neuen Kühlschranks oder einer neuen Waschmaschine zu bestreiten. Über 770.000 Menschen können sich nicht einmal kleine Wünsche wie einen Kinobesuch erfüllen. 383.000 Menschen haben nicht genug finanzielle Mittel, um ihre Wohnung in der kalten Jahreszeit ausreichend warm zu halten. 476.000 Menschen können sich aus finanziellen Gründen nicht angemessen ernähren.
Wohnkosten schwere Belastung
Die Studie zeigt weiters, dass die Wohnkosten aktuell für 820.000 Menschen eine schwere finanzielle Belastung darstellen. 860.000 Personen rechnen in den kommenden drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten beim Begleichen ihrer Wohnkosten. Im letzten Quartal 2021 lag diese Zahl noch bei 750.000. Gestiegen ist auch die Zahl der Personen mit einem Zahlungsrückstand bei Miete, Wohnnebenkosten, Betriebskosten und Kreditraten. In der Gruppe der Arbeitslosen ist fast ein Drittel im Zahlungsverzug.
Die Einmalzahlungen der Regierung sind hier nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Es müsste an vielen Schrauben gedreht werden, um die triste Situation so vieler Menschen zu ändern. Das beginnt bei den Löhnen, die seit 20 Jahren schon hinter der Inflation hinterherhinken, und jetzt bei 8 Prozent Inflation ist das um so schlimmer, geht über die nötige Senkung der Wohnkosten bis zu einer notwendigen Besteuerung der Reichen und Unterstützung der Armen.
Quellen: Statistik Austria/orf.at