HomeKlassenkampfFrauenBürgschaft: Warum viele Frauen in die Schuldenfalle geraten

Bürgschaft: Warum viele Frauen in die Schuldenfalle geraten

Vielfach sind ihre Männer schuld. Viele Frauen in Vorarlberg geraten in die Privatinsolvenz, weil sie für Kredite ihrer Partner bürgen oder Haftungen übernehmen, ohne die finanziellen Risiken zu überblicken. Expertinnen und Experten warnen, dass fehlendes Finanzwissen und eine hohe Scheidungsrate diese Problematik zusätzlich verschärfen.

Bregenz. Die neuesten Daten zu Privatinsolvenzen in Vorarlberg verdeutlichen, dass Frauen in einigen Fällen besonders stark unter der Schuldenlast leiden. Oft übernehmen sie die Haftung oder bürgen für die Kredite ihrer Ehemänner – mit ernsten Konsequenzen, die ihnen bei der Unterzeichnung nicht immer bewusst sind oder deren volle Tragweite sie nicht abschätzen können.

In Vorarlberg geraten viele Frauen in die Privatinsolvenz, weil sie für Kredite gebürgt oder Haftungen übernommen haben. Besonders nach einer Trennung kann die weiterhin fällige Rückzahlung der Raten zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten führen. Um solche Situationen von vornherein zu vermeiden, rät Simone Strehle-Hechenberger von der Schuldenberatung dazu, sich frühzeitig grundlegendes Finanzwissen anzueignen.

Wie wichtig finanzielle Bildung ist, zeigen die Erfahrungen von Simone Strehle-Hechenberger als Vortragende. Sie berichtet, dass in ihren Kursen häufig Frauen über 50 sitzen, für die es jedoch oft schon zu spät sei. Solche finanziellen Entscheidungen würden früh im Leben getroffen, weshalb es sinnvoll sei, sich bereits mit 20 mit dem Thema auseinanderzusetzen. Während Männer oft aufgrund einer gescheiterten Selbstständigkeit in die Überschuldung geraten, sind es bei Frauen überdurchschnittlich häufig Haftungen oder Bürgschaften für Kredite. Strehle-Hechenberger erklärt, dass im Jahr 2024 insgesamt 332 Fälle auf diesen Überschuldungsgrund zurückzuführen waren – davon betrafen 230 Frauen.

Da Männer in den meisten Fällen mehr verdienen als Frauen, sind sie es meist, die einen Kredit aufnehmen, da ihr höheres Einkommen sie kreditwürdiger macht. Um die Rückzahlung für die Banken abzusichern, muss jedoch häufig die Frau eine Haftung übernehmen.

„Traditionell ist es so, dass Geld eher in die Zuständigkeit des Mannes fällt und wir schon auch beobachten, dass viele Frauen da erst aufwachen, wenn es dann zur Trennung kommt“, so Strehle-Hechenberger. Laut der Schuldenberaterin stellt eine Scheidung bei hohen Schulden stets eine große Herausforderung dar, da es dann oft um das finanzielle Überleben gehe. Angesichts einer Scheidungsrate von 43 Prozent sei die Übernahme einer Haftung für einen Kredit ohnehin mit Risiken verbunden. Häufig mangele es insbesondere Frauen an Finanzwissen, um die langfristigen Konsequenzen einer solchen Verpflichtung richtig einschätzen zu können.

Quelle: ORF

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