HomeKlassenkampfHandel: Breite Widerstandsfront gegen Sonntagsöffnung

Handel: Breite Widerstandsfront gegen Sonntagsöffnung

Wien. Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer (WKO), provoziert mit der öffentlich geäußerten Idee, an den Sonntagen vor Weihnachten die Geschäfte zu öffnen und die Ladenöffnungszeiten im Weihnachtsgeschäft generell auszuweiten. Dabei müssen die Handelsangestellten ohnehin schon am 8. Dezember, also an einem Feiertag arbeiten, weil die Gewerkschaft der Privatangestellten in den 1990er-Jahren in dieser Frage eingeknickt ist.

Der Widerstand gegen Mahrers Vorstoß reicht von der zuständigen Gewerkschaft GPA-djp, über die Kirche, christliche Gewerkschafter bis zu Teilen der Unternehmerschaft. Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg und selbst Händler, ist beispielsweise gegen den Mahrer-Vorstoß. „Das wäre für den Handel nicht gut, speziell für kleine und mittlere Betriebe“, sagte er der „Kleinen Zeitung“. Buchmüller gab zu bedenken, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen 100-prozentigen Zuschlag bekommen müssten. „Die Frage ist, für wen das dann ein Geschäft ist – nur für die Großen“, so der Salzburger WKO-Chef.

Mahrers Argument, dass dies eine Maßnahme wäre, um Umsatz von Amazon zu den Händlern zu bringen, kontert GPA-Vorsitzende Barbara Teiber damit, dass eine ordentliche Besteuerung der Online-Riesen wichtig wäre: „So etwas bringt was, nicht zwei Sonntage.“

Während Multifunktionär Mahrer über die Ausdehnung der Öffnungszeiten für das Weihnachtsgeschäft nachdenkt, werden sehr viele Werktätige, Arbeitslose und ihre Familien das Problem haben, dass ihnen schlicht das Geld für ausgiebige Weihnachtseinkäufe fehlt. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und die mangelnde finanzielle Unterstützung für Menschen in Notlagen werden dazu führen, dass sich sehr viele sehr wenig leisten werden können. Das versteht ein Herr Mahrer mit seinen Riesengagen natürlich nicht. Und nicht zuletzt wären es die Handelsangestellten, auf deren Rücken das Ganze wieder austragen werden würde, und die haben von den Strapazen, die sie für Hungerlöhne zu ertragen haben, wirklich genug.

Quelle: Wiener Zeitung

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