Linz. Junge Beschäftigte starten oft unter prekären Bedingungen ins Berufsleben. Befristete Arbeitsverträge, Überlassung durch Leiharbeitsfirmen und geringfügige Anstellungen sind keine Seltenheit. Es darf daher nicht überraschen, dass besonders junge Menschen im Berufsleben unglücklich und stark belastet sind. Das zeigt eine aktuelle Sonderwertung des Arbeitsklima Index durch die Arbeiterkammer Oberösterreich.
Mehr als die Hälfte der jungen Beschäftigten arbeitet unter atypischen Bedingungen. Sie haben also einen befristeten Arbeitsvertrag, sind über eine Leiharbeitsfirma angestellt, arbeiten Teilzeit oder gar nur geringfügig. Und ihre Zahl steigt: 2019 arbeiteten 55 Prozent der jungen abhängig Beschäftigten atypisch, heute sind es schon 58 Prozent.
Die Arbeitskräfteerhebung (ÖSTAT) hat ergeben, dass 18 Prozent der 15- bis 25-Jährigen, die nicht in einer Lehrausbildung sind, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis haben. Das sind fast viermal so viele Beschäftigte als bei jenen über 25 Jahren.
Belastet und mit dem Leben unzufrieden
Die Zufriedenheit mit dem Leben hat bei jungen Beschäftigten in den letzten Jahren deutlich abgenommen. 2019 gaben noch gut 9 von 10 Befragten an, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind. 2023 waren es nur noch gut 7 von 10. Auch die Zufriedenheit mit der Beziehung zu den Kolleginnen und Kollegen im Betrieb ist von 85 Prozent auf 68 Prozent zurückgegangen. Damit einher geht auch ein Rückgang bei der Berufszufriedenheit von über 20 Prozentpunkten auf 60 Prozent. Heute sagen nur noch knapp 50 Prozent der jungen Beschäftigten, dass sie noch einmal in ihrem jetzigen Betrieb zu arbeiten anfangen würden, 2019 waren es fast drei Viertel.
Auch das Auskommen mit dem Einkommen wird für junge Beschäftigte immer schwieriger. 28 Prozent können es sich nicht leisten, in den Urlaub zu fahren und 16 Prozent haben Sorge, dass sie sich in einem halben Jahr die Miete nicht mehr leisten können. So ist auch die Zahl derjenigen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, in den letzten Jahren gestiegen. Vor der Pandemie kamen 6 von 10 Beschäftigten ohne finanzielle Unterstützung über die Runden. Heute sind es wiederum 60 Prozent, die Hilfe brauchen.
Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront betont, dass ihn diese Entwicklungen nicht überraschen, sondern das sind, was junge Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder hören, wenn sie auf der Straße aktiv sind und auch selbst in ihrer Arbeitswelt erleben. „Die Ergebnisse des Arbeitsklima-Index verweisen auf die sich zuspitzenden Widersprüche und dass die Arbeitenden die Zeche für alle Krisen des Kapitalismus und die imperialistischen Kriege zahlen müssen. Dagegen hilft nur, sich in einer klassenkämpferischen Organisation zu organisieren; ganz offensichtlich bietet die Sozialpartnerschaft keine Lösungen für uns junge arbeitende Menschen an.“ Pamminger betont weiters, dass die Jugendfront auch deswegen für eine andere Gesellschaft kämpft, in der solche Missstände beseitigt sind.
Psychische Gesundheit verschlechtert sich
Alarmierend ist auch ein Blick auf die psychische Gesundheit der jungen Beschäftigten. 57 Prozent geben an, dass es ihnen schwerfällt, nach Dienstschluss abschalten zu können. Im Jahr 2019 waren es nur 29 Prozent. Immer mehr Junge fühlen sich außerdem gereizt, klagen über Depressivität und haben ein Gefühl der Arbeitsunlust, das sich nicht abschütteln lässt.
Der Vorsitzende der Jugendfront hielt hierzu fest, dass die Missstände in der psychosozialen Versorgung von Jugendlichen bereits lange bekannt sind und ein zunehmender Druck, die zunehmende Krise und Kriegsgefahr, bei ausbleibenden Maßnahmen die Jugend zu unterstützen, selbstverständlich solche Konsequenzen haben. Deswegen empfiehlt Pamminger, sich zu organisieren und für die eigenen Interessen zu kämpfen.
Quelle: Arbeiterkammer Oberösterreich