Die Krise trifft die Arbeiterjugend mit voller Wucht. Die nun kolportierten 3,5 Millionen für den Ausbau von Jugendcoaching und Ausbildungsvorbereitung sind dabei nichts weiter als blanker Hohn.
Ein Kommentar von Raffael Schöberl, Sprecher der Partei der Arbeit (PdA) Oberösterreich
Die derzeitige Corona- und kapitalistische Krise trifft junge Menschen besonders hart: Rund 61.000 Jugendliche unter 25 Jahre sind derzeit ohne Job – das sind so viele wie noch nie in der zweiten Republik. Die Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) sprechen aber auch an anderer Stelle eine deutliche Sprache: Denn mehr als 35.600 dieser Jugendlichen kommen nicht einmal in einer AMS-Schulungsmaßnahme unter. Im Vergleich zum Vorjahresmonat September bedeutet das einen dramatischen Anstieg von 22,6 Prozent. Und auch bei Kündigungen, die derzeit Kolleginnen und Kollegen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen massenhaft erhalten, trifft es jüngere Erwerbstätige oft als erstes. Wer nicht die geforderte Berufserfahrung vorweisen kann, ist für die Firmenchefs eben leicht zu ersetzen. Zu aller Überdruss steigt auch die Zahl derjenigen Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen und keine finden. Ende August standen den 10.483 Lehrstellensuchenden gerade einmal 7.661 gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber – die Lehrstellenlücke stieg demnach um 851 im Vergleich zum Vorjahr.
Diese Zahlen sind beunruhigend. Doch wird sich die Situation in den nächsten Monaten noch weiter zuspitzen. Denn der Krisenkapitalismus zeigt derzeit völlig schamlos sein perfides Gesicht: Während die Konzerneigentümer die Profite unersättlich in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, wälzen sie nun ihre momentanen Verluste und Verdiensteinbußen gänzlich auf die Arbeiterklasse und die arbeitende Jugend ab. Sie vernichten zigtausende Jobs ohne mit der Wimper zu zucken, schließen Produktionsstätten, erpressen die Belegschaft und wandern ins „billige“ Ausland ab – eben alles für den Profit. Die Firmenbosse scheren sich dabei einen feuchten Kehricht um die Schicksale, die hinter den massenhaften Kündigungen stehen. Für sie zählt einzig allein die Bilanz und nicht, ob die betroffene Kollegin oder der betroffene Kollege am Monatsende seine Rechnungen bezahlen kann, das Geld für die Miete reicht oder wie man sonst über die Runden kommt. Und da sind die Verantwortlichen von MAN, FACC und Swarovski mitnichten alleine. Denn der Drang nach immer mehr Profiten ist dem Kapitalismus immanent. Auch in angeblichen Krisenzeiten.
Für die arbeitende Jugend heißt das alles nichts Gutes. Viele junge Menschen werden bereits zu Beginn ihres Arbeitslebens von Arbeitslosigkeit betroffen sein, keinen Ausbildungsplatz finden, nach der Schule oder Studium ohne Job sein oder sich – wenn überhaupt – in prekären Arbeitsverhältnissen über Wasser halten müssen. Und für jene, die das Glück hatten bzw. in Zukunft haben werden, einen Arbeitsplatz zu finden, wird Druck, Stress und die Angst vor Kündigung zum ständigen Begleiter.
Die schwarz/grüne Bundesregierung will dieser Entwicklung naturgemäß nicht entgegenwirken. Denn trotz aller heuchlerischen Sonntagsreden ist ihnen das Schicksal der Arbeiterklasse und der arbeitenden Jugend vollkommen gleichgültig. Ihre Agenda gilt ausschließlich den Interessen der Kapitaleigentümer und ihre Politik ist dem Kapital verschrieben.
Die jüngste Ankündigung von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) das Budget für den Ausbau von Jugendcoaching und Ausbildungsvorbereitung um 3,5 Mio. Euro aufzustocken ist an Hohn und Spott gegenüber der jüngeren Generation der Arbeiterklasse kaum noch zu überbieten. Besonders in Anbetracht dessen, dass für Konzerne Milliarden an Steuergelder ausgeschüttet werden. Die kolportierten 3,5 Millionen sind dabei nicht einmal der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, der nötig wäre, allen Jugendlichen eine lebenswerte und sorgenfreie Zukunft zu gewährleisten. Dass eine solche sorgenfreie Zukunft für alle Mitglieder der Gesellschaft machbar sei, ist im Kapitalismus aber ohnehin eine Illusion. Deshalb braucht es gerade in Krisenzeiten kein „Stillhalten“, kein sozialpartnerschaftliches Lavieren und schon gar keine falschen Kompromisse auf unsere Kosten. Es braucht nicht weniger als konsequenten Klassenkampf von unten und vor allem braucht es eine Perspektive, die über das kapitalistische System hinausweist.
Quelle: AMS / AMS Presse / Vol