Der Start in ein neues Schuljahr ist mit erheblichen finanziellen Belastungen für die österreichischen Familien verbunden – für viele sind sie zu hoch, was Pandemie und Krise noch verschärfen.
Wien. Der August neigt sich dem Ende zu und im September beginnt für Österreichs Schülerinnen und Schüler wieder der Unterricht. Diese Tatsache wird viele einkommensschwache Familien neuerlich vor große Herausforderungen stellen, denn für einige relevante Zahl ist der Schulbeginn schlichtweg nicht leistbar. Die Diakonie Österreich geht von rund 150.000 schulpflichtigen Kindern unter 14 Jahren aus, die von diesen finanziellen Problemen betroffen sind. Ein einfaches „Startpaket“ mit den nötigsten Materialien kostet bis zu 300 Euro – zu viel für Eltern, die nur geringe Löhne oder Sozialhilfe beziehen, insbesondere für Alleinerzieherinnen oder Mehrkindfamilien.
Mit dem Schulstart ist es aber auch nicht getan. Im Laufe des Schuljahres kommen weitere Kosten hinzu, z.B. Kopiergeld, Milchgeld oder Beiträge für Projekte und Wandertage – in Summe können Gesamtbeträge von über 800 Euro entstehen. Ebenfalls relevant sind die finanziellen Aufwände für Nachhilfe: Der Anteil an Eltern, die sich einen Nachhilfebedarf für ihre Kinder nicht leisten können, ist im Laufe der Corona-Pandemie von neun auf 27 Prozent gestiegen, was wiederum Folgen hat: Schüler aus einkommensschwachen Familien sind u.a. auch dadurch dazu verurteilt, einen geringeren Schulerfolg und eine geringere Bildung zu erhalten. Eine tatsächliche „Chancengleichheit“ ist unter solchen Bedingungen freilich eine reine Illusion.
Offensichtlich bräuchte es großzügige Verbesserungen z.B. bei der Schulbeihilfe, denn die Spendensammlungen und Unterstützungen der Diakonie oder der Caritas können einen staatlich garantierten und auch materiell gewährleisteten Schulbesuch für alle nicht ersetzen. Im Großen liegt das Problem tiefer: Es ist die gesetzmäßige Ungleichheit des Kapitalismus, die Ausbeutung der Arbeiterklasse, was zu Armutsgefährdung und tatsächlicher Armut führt. Sekundäre Eingriffe zur Unterstützung der Bedürftigen sind im Rahmen des bürgerlichen Staates freilich limitiert, schlussendlich sorgt er mit der Produktion von jungen Schulabgängern mit geringer (Aus-)Bildung gerade für die Bedürfnisse des Kapitals nach neuen Arbeitskräften, die maximal ausgebeutet werden können.
Quelle: Der Standard