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Kündigungen bei Wolford

Der österreichische Textilienhersteller Wolford kündigt 54 Arbeiterinnen und Arbeitern in Bregenz. Besonders betroffen ist der Bereich Zuschnitt und Vorsortierung. Der Vorstand von Wolford spricht von millionenschweren Verlusten und der Notwendigkeit von Verlagerungen nach Slowenien.

Österreich/Bregenz. Weltweit beschäftigt Wolford etwa 1250 Arbeiterinnen und Arbeiter. Davon sind ganze 500 in Bregenz, dem Hauptsitz des Strumpfhosen‑, Bodys- und Damenoberbekleidungsherstellers, angestellt. Nach einem verhältnismäßig schlechteren Geschäftsjahr wird nun 54 Angestellten aus dem Bereich Zuschnitt und Vorsortierung gekündigt. Besser sei es, so der praktisch denkende Wolford-Vorstand Andrew Thorndike, diesen Bereich nach Slowenien auszulagern: „Es macht keinen Sinn, wenn wir hier ein Stück Stoff zuschneiden, das dann nach Slowenien gefahren werden muss, um es dort zu nähen. Das muss zusammengeführt werden.“ Durch die Verlagerung könnte schneller produziert werden und es handle sich um nichts weiter als eine notwendige „Prozessoptimierung“. Aber keine Sorge, denn: „Dort, wo wir können, versuchen wir natürlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Auf der anderen Seite ist durchaus ein sehr konsequenter Umbau von Wolford erforderlich, um zurück in die Gewinnzone zu kommen.“, so Thorndike.

Ein schlechtes Geschäftsjahr

Aus dem Geschäftsbericht 2018/2019 ging noch eine Mitarbeiterzahl von 1347 und ein Umsatz von 137,22 Mio. Euro hervor. Das Geschäftsjahr 2019/2020 sah weniger rosig aus: Das Coronavirus-Jahr ging mit einem Verlust von 13,6 Prozent einher. Das generelle Umdenken vieler Menschen bzw. Konsumenten bezüglich des Kaufs von Luxuswaren in Krisenzeiten und gleichzeitig die gesunkene Kaufkraft der Menschen ließ Wolford kurzzeitig erzittern. Hinzu kamen unterschiedliche Wiederöffnungszeiten der Boutiquen in den verschiedenen Ländern. In Österreich, Deutschland und Skandinavien konnten die Geschäfte ab Mitte April wieder aufmachen, während in Italien, Frankreich, Spanien und Nordamerika teilweise ab Ende Mai, zum Teil auch erst ab Ende Juni regulär wiedereröffnen konnten. Die Online-Umsätze hingegen sind Ende April um 41 Prozent gestiegen, Ende Juni lagen sie noch einmal um mehr als die Hälfte höher. Damit stellten sie 30 Prozent des Gesamtumsatzes. Der Gesamtumsatz lag dieses Jahr noch bei satten 118,5 Mio. Euro.

Keine Reaktion von der Gewerkschaft

Konkrete Kampfmaßnahmen gegen die Kündigungen (die bereits im Juli angekündigt worden sind), gegen in Aussicht gestellte weitere Kündigungen und gegen die Verlagerung nach Slowenien sind von der Gewerkschaft für Privatangestellte nicht geplant. Im Gegensatz dazu wird eine Arbeitsstiftung eingerichtet werden, um die Kenntnisse und Fähigkeiten der betroffenen Arbeiterinnen und Arbeiter zu „screenen“ und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.

Quellen:

ORF/Wolford/ORF

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