Steyr. Der Ausverkauf des MAN Steyr-Betriebs mit 2.300 Beschäftigten wird forciert – wovon weitere tausende Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben im oberösterreichischen Steyr betroffen sein werden. Seit einigen Wochen werden offenbar mit dem Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf vonseiten der Belegschaftsvertretung und Konzernleitung Gespräche geführt, um eine Schließung des Betriebs abzuwenden. Diese Gespräche werden laut Arbeiterbetriebsratsvorsitzenden Erich Schwarz aber im „Schnellverfahren“ und „erpresserischen Methoden“ durchgeführt.
Sozialpartnerschaft stößt an Grenzen
Bisweilen entdeckt Erich Schwarz, dass die Konzernleitung von MAN Steyr ihre Käufer nicht nach „sozialverträglichen“ oder für ihn transparenten Gesichtspunkten aussucht. So etwa ist Investor Siegfried Wolf mit der russischen GAZ Gruppe des Oligarchen Oleg Deripaska verstrickt, der Teile an Steyr liefen würde. Da die USA die russische Föderation mit Sanktionen belegt haben, könnte das ein Hindernis darstellen. Dabei ist das nicht das Hauptproblem: andere hochrangige Gewerkschaftsvertreter, wie die der PRO-GE, beharren nach wie vor auf dem sogenannten Standortsicherungsvertrag. Diese „wasserdichte“ Vertrag regelt, dass bis 2030 der Bestand der MAN gesichert sei. Dass in Zeiten der Krise aber das Kapital nun mal andere Wege einschreiten kann und wird – davon fühlen sich nun die Herren Belegschaftsvertreter vor den Kopf gestoßen.
So scheint – trotz der kleinlauten Drohung, man könne jederzeit Kampfmaßnahmen ergreifen – die einzige Strategie nun darin zu liegen, sich darum zu streiten, wer den Betrieb aufkaufen wird. Wie viele Arbeitsplätze dennoch vernichtet werden, bleibt tatsächlich unklar. Eine mögliche Option läge auch darin, den Betrieb in eine „Green Mobility Center“ zu verwandeln; ein Gespann rund um den Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) und Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun möchte aus der MAN Steyr ein Produktionsnetzwerk verwandeln, das sich auf E‑Mobilität konzentrieren soll. Beraten werden sie von der Wiener Wirtschaftsrechtskanzlei Lansky/Ganzger. Siemens hat derweil die Gerüchte, einer Involvierung Hesouns dementiert.
Quelle: ORF