Im Zeichen sozialpartnerschaftlicher Realitätsverweigerung will sich PRO-GE Chefverhandler Rainer Wimmer bei der anstehenden Herbstlohnrunde an einem schöngerechneten Inflationswert von 6 Prozent orientieren. Die Teuerung beim Miniwarenkorb beträgt unterdessen fast 20 Prozent.
Wien. Im Juli lag die Inflation bereits bei 9,3 Prozent; der wöchentliche Einkauf war sogar um 19,1 Prozent teurer als im Vorjahr. Doch für den sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionär Rainer Wimmer zählt die sogenannte „rollierende Inflation“, also der Durchschnitt der Werte von September bis August. Im Ö1-Morgenjournal bezeichnete Wimmer diesen Wert – je nach der Preisentwicklung im August zwischen 6 und 7 Prozent – nun als jenen Prozentsatz, unter dem bei den KV-Verhandlungen der metalltechnischen Industrie nicht abgeschlossen werden soll.
Sozialdemokratischer Betrug
Mit dieser herausposaunten „Unterkante“, die meilenweit von einem Kaufkrafterhalt entfernt ist, steuert Wimmer zielsicher auf Reallohnverluste zu. Und damit kennt sich der sozialdemokratische Multifunktionär aus: Nicht nur im Vorjahr, auch in den Jahren 2017, 2011 und 2010 gab es zuletzt Wimmer’sche Verhandlungsergebnisse unter der Jahresinflation. Die scheinbar kämpferische Aussage des Sozialdemokraten „Wir werden einen Reallohnzuwachs verhandeln“ ist also nur die Vorübung dazu, sich ein desaströses Ergebnis im Herbst schönzureden bzw. durch realitätsferne Referenzwerte schönzurechnen. Das deutsche Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut geht in einer aktuellen Studie für heuer ohnehin schon von einem österreichischen Reallohnverlust von 4,2 Prozent aus, das wäre der zweitschlechteste Wert in der EU (nach Tschechien).
Währenddessen stiegen die Profite der Branche zuletzt rasant. Statt in der von der Regierung herbeiphantasierten „Lohn-Preis-Spirale“ sind wir mitten in einer „Gewinn-Preis-Spirale“ auf Kosten der Beschäftigten. Die Kollektivvertragsverhandlungen für die metalltechnische Industrie starten am 19. September und betreffen rund 130.000 Kolleginnen und Kollegen der Branche. Darüber hinaus haben sie traditionell eine Signalwirkung für andere Kollektivverträge.
Quellen: Ö1, Vienna.at