Seit 25 Jahre wurden im Wiener R.U.S.Z. alte Geräte repariert und soziale Arbeitsplätze unterhalten – nun ist man zahlungsunfähig. Mitverantwortlich ist die Bundesregierung.
Wien. Das Reparatur- und Servicezentrum (R.U.S.Z.) in Wien-Penzing muss Insolvenz anmelden. Es gibt Schulden im Ausmaß von 700.000 Euro, die nicht zu begleichen sind. Ein Verfahren in Eigenverantwortung ist offenbar nicht möglich, seit 15. September ist der Betrieb geschlossen. 20 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Das 1998 gegründete R.U.S.Z. konnte sich in Wien als sozial und ökologisch engagiertes Unternehmen der forcierten Kreislaufwirtschaft etablieren und erfreute sich berechtigter Prominenz im Kampf gegen die „Wegwerfgesellschaft“. Denn hier wurde es möglich, alten oder defekten Geräten durch leistbare Reparaturen eine längere Laufdauer zu verschaffen und Ressourcen zu schonen. Außerdem setzte sich der sympathische und angesehene Betrieb in der Förderung von Langzeitarbeitslosen, migrantischen Jugendlichen ohne Lehrstelle sowie Flüchtlingen ein. All das ist nun vorbei.
Indirekt verantwortlich für die R.U.S.Z.-Pleite ist auch die Bundesregierung: Sie hat den im April 2022 eingeführten Reparaturbonus im vergangenen Juli vorerst abgeschafft – vorgeblich, um das System „betrugssicher“ zu machen. Mit diesem Bonus konnte man bei Gerätereparaturen bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert bekommen, was tatsächlich zu einem gewissen Boom und bei R.U.S.Z. zu vollen Auftragsbüchern und neuen Stellen geführt hatte. Das plötzliche Ende der Regierungsmaßnahme bedeutet nun aber auch das Aus für den Betrieb. Ironie am Rande: Ende September soll laut ÖVP und Grünen der Reparaturbonus in überarbeiteter Form zurückkehren. Zu spät für die R.U.S.Z.-Werkstatt.
Andererseits muss man vielleicht auch attestieren: So gut gemeint und fortschrittlich die R.U.S.Z.-Ideen rund um Sozialwirtschaft und Nachhaltigkeit auch sein mochten – sie sind im Rahmen der kapitalistischen Realwirtschaft leider nur bedingt praxistauglich. Als überschaubare Werkstatt agierte das Zentrum bis 2007 im Auftrag des AMS, ein Wachstumsbetrieb konnte es zuletzt nur aufgrund staatlicher Förderungen werden – bleiben diese aus, so wirken die unerbittlichen Marktgesetze und es kommt zur Pleite. Ein wirkliches Vorbild konnte der „Vorzeigebetrieb“ eben nie sein, denn im Kapitalismus dominiert der seelenlose Profitgedanke.
Quelle: ORF