Wien. Am vergangenen Sonntag versammelten sich um 12 Uhr 100 Fahrradboten der Bestellplattform Mjam am Christian-Broda-Platz in der Wiener Innenstadt.
Sie streikten für bessere Arbeitsbedingungen, und damit gegen die Vorstöße der Geschäftsleitung, den Lohn stärker durch Provisionen auszuhöhlen. Betriebsrätin Adele Siegl erklärte, dass die Arbeitsbelastung „auf dem Rücken“ zu hoch sei. Der Streik richtet sich für gesündere Arbeitsbedingungen und einen höheren Lohn. Aktuell verdienen Mjam-Botinnen und ‑Boten 4 Euro pro Bestellung – im Durchschnitt bedeutet dies ein Fixgehalt von 9,21 bis 11,50 Euro pro Stunde. Dieser geringe Lohn, der Arbeitsdruck durch die Geschäftsleitung, die auch Betriebsrätin Siegl anprangert, resultieren primär aus dem Anstellungsverhältnis als freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer. Dadurch sind die rund 2000 Fahrradkuriere von Mjam als freie Dienstnehmer von allen Vorteilen wie dem Mindestlohn, Urlaubs- und Weihnachtsgeld u.ä. des neu geschaffenen Kollektivvertrages für Fahrradkuriere in der Branche ausgenommen.
Umso wichtiger ist es, dass man nicht die angeblichen Freiheiten, die ein solches Arbeitsverhältnis mit sich bringen, wie eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf, hochlobt, wie es Adele Siegl tendenziell tut. Dass der CEO von Mjam Österreich, Arthur Schreiber, eine feste Anstellung im Februar 2021 als „Tod“ der Branche bezeichnet, verdeutlicht, dass das boomende Unternehmen kein Interesse an einer Rücknahme flexibler Arbeitsverhältnisse und der grassierenden Prekarität hat.
Für den kommenden Sonntag ist eine weitere Streikaktion angekündigt. Während aktuell die Gewerkschaft die üblichen zahnlosen Betriebsversammlungen abhält und eine zahnlose Verhandlungspolitik ohne sektorenübergreifende Mobilisierung verfolgt, kann der Streik der Mjam-Boten ein wichtiges Zeichen sein, an das man anschließen könnte.
Quellen: MeinBezirk / ZackZack