Im Tullnerfeld wurde ein Kaiseradlerweibchen mit einem Schrotgewehr schwer verletzt – das Überleben der im Nest zurückgebliebenen Jungtiere ist ungewiss.
Tulln. In den niederösterreichischen Donauauen bei Tulln, einige Kilometer stromaufwärts von Wien, kam es am vergangenen Montag zu einem Tötungsversuch an einem geschützten Greifvogel: Ein Kaiseradlerweibchen wurde offensichtlich angeschossen und mit neun Schrotkugeln im Körper zurückgelassen. Das schwer verletzte Tier wurde jedoch rechtzeitig von Passanten gefunden und in die Greifvogelstation Haringsee gebracht, wo es veterinärmedizinisch versorgt wird – der Zustand ist inzwischen stabil, trotzdem ist unsicher, ob eine Auswilderung wieder möglich sein wird. Als wäre diese Untat nicht schlimm genug, so kommt hinzu, dass es sich um ein brütendes Weibchen handelte. Im Horst des angeschossenen Vogels blieben zwei etwa fünf Wochen alte Jungtiere zurück. Ob der Vater alleine in der Lage sein wird, die Adlerküken durchzubringen, wird sich erst zeigen, weswegen das Nest nun von Experten beobachtet wird, um gegebenenfalls unterstützend einzugreifen.
Die Vogelschutzorganisation BirdLife geht von einem gezielten Anschlag aus und brachte eine Anzeige gegen einen unbekannten Täter ein. Der Kaiseradler (Aquila heliaca) war in Österreich bereits so gut wie ausgestorben, erst seit rund zehn Jahren trifft man ihn auch wieder in den niederösterreichischen Donauauen an. Der Bestand ist jedoch fragil und wird auf ca. 30 brütende Paare geschätzt. Seither gab es häufiger Vorfälle, nicht zuletzt auch in der Umgebung von Tulln, wo 2015 ein vergifteter Kaiseradler aufgefunden wurde. Im heurigen Jahr wurden bereits drei Kaiseradler in Österreich erschossen. Dies sind freilich nur die bekannten Fälle, es ist von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen. BirdLife fordert nun zum wiederholten Male strengere gesetzliche Bestimmungen, bessere Schutzmaßnahmen und eine konsequente Verfolgung von illegalen Abschüssen. Auch der Landesjagverband Niederösterreich verurteilte die Untat von Tulln und versicherte seine Mitarbeit bei der Untersuchung des Sachverhalts.
Quelle: BirdLife Austria