Auf dem Watzmann wurde ein norddeutsches Paar von Bergretterinnen und ‑rettern aus Bayern und Salzburg gerettet. Diese waren bei Nebel und tiefen Schnee in Lebensgefahr geraten. Nach der Rettung kritisierten die beiden die Ehrenamtlichen.
Berchtesgadener Alpen/Bayern/Salzburg. Bei dem Versuch einer Überquerung des Watzmann in den Berchtesgadener Alpen mussten ein 37-jähriger Mann und eine 29-jährige Frau von der Bergrettung gerettet werden. Die Beiden setzten mit dem Handy einen Notruf ab, nachdem sie am Mitterspitz nicht mehr vor und zurück konnten.
Auf Grund von starkem Nebel und Wolkenbänken konnte das Rettungsteam nicht am Gipfelgrat abgesetzt werden. Mit Rettungshubschraubern aus Salzburg und Bayer wurden die ehrenamtlichen Männer und Frauen zum Watzmannhaus geflogen.
Von dort begannen fünf Retterinnen und Retter mit dem Aufstieg durch eine geschlossene, zunehmend dickere und rutschige Schneedecke. Diese gefährlich weich und stellenweise zu dünn für Steigeisen. Mit sich auf den Grad führten sie Sicherungsmaterial, spezieller Wärme-Ausrüstung und Energieriegeln. Weitere Mitglieder der Bergrettung hielten sich zur Rückendeckung am Hocheck bereit. Das Paar sollte angesichts der schwierigen Lage zur Biwakschachtel am Hocheck gebracht werden, wo notfalls die Nacht verbracht werden sollte.
Loch in der Wolkendecke
Als sich gegen Abend eine unerwartete Wolkenlücke auftat, wurde über Funk ein Hubschrauber angefordert. Rasch wurden die Beiden an Bord gebracht und aus der Gefahrenzone geflogen. Dabei musste alles möglichst schnell von statten gehen, um Ehrenamtliche in der Absturzzone nicht zusätzlich in Gefahr zu bringen, wie die Bergrettung mitteilte.
Von Dankbarkeit für die Rettung war von den beiden Deutschen allerdings nichts zu bemerken. Nach der Rettung äußerten diese harsche Kritik und behaupteten noch nie so schlecht behandelt worden zu sein, da sie eigenes Material am Berg zurücklassen mussten.
Michael Renner, Sprecher der Einsatzkräfte, äußerte dazu folgendes: „Wir müssen in derart dynamischen Einsatzlagen oft sehr schnell Entscheidungen treffen und auch recht direkt mit den Betroffenen sprechen. Diese können nicht immer sofort die Brisanz der Lage und das hohe Risiko für alle Beteiligten realistisch erkennen und einschätzen. Ein zurückgelassener Schlafsack steht dabei in keinem Verhältnis zu Leben und Gesundheit von allen Beteiligten.“
Selbstüberschätzung und „gefährliche Erwartungshaltung“
Das Verhalten von Bergsportlerinnen und ‑sportlern führt bei der Bergrettung zunehmend für Irritation und Ärger. Bei diesen hält der Bergrettung zu Folge eine zunehmend gefährliche Erwartungshaltung Einzug. Renner beschreibt die Haltung anhand des aktuellen Falles so: „Dass die Rettung aus dem Hochgebirge bei Wind und Wetter offenbar eine garantierte Sache ist – auch bei so langen und unter diesen Bedingungen gefährlichen Gratüberschreitungen wie auf dem Watzmann. Auch für uns war dieser Einsatz im rutschigen und schwer einzuschätzenden Altschnee riskant.“ Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben ihre privaten Feiertage an Pfingsten einer doppelten Lebensrettung gewidmet.
Quelle: ORF