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Lockdowns wirkten sich stark auf die Psyche von Menschen in Alters- und Pflegeheimen aus

Expertinnen und Experten zufolge stiegen während der Lockdowns Demenzerkrankungen, Depressivität und Ängstlichkeit.

Innsbruck. Die Vorsichtsmaßnahmen gegen Covid19 und die damit einhergehende Isolierung haben bei allen Menschen Spuren hinterlassen. Auch die Menschen in den Altenheimen spürten das Fehlen von menschlichem Kontakt stark. Am 11. März 2020 ging eine Empfehlung an die Alters- und Pflegeheime aus, die Besuche auf ein Minimum zu beschränken. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich diese Schritte psychisch stark auf die älteren Mitmenschen ausgewirkt haben.

Die Psychologin Bianca Plangger (Universität Innsbruck) hat die Auswirkungen der Lockdowns auf das psychische Wohlbefinden eingehender anhand von 49 Bewohnerinnen und Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen untersucht. Ihr zufolge sei es überraschend, „wie enorm die Auswirkung des Lockdowns war“. Dies geht aus einer Erhebung unmittelbar vor und nach dem Lockdown klar hervor:

„Wir haben eine Erhebung unmittelbar vor und nach dem Lockdown gemacht und konnten feststellen, dass in dieser Lockdown-Phase von vier bis sechs Wochen die geistige Leistungsfähigkeit bei Bewohnenden drastisch abgenommen hat“, so Plangger.

Demenzerkrankungen gestiegen

Auffallend ist, dass sich Demenzerkrankungen nicht nur verschlechtert haben, sondern sogar erst während der Lockdowns entstanden sind. Viele Bewohnerinnen und Bewohner, die zuvor nicht als dement eingestuft worden waren, wiesen innerhalb kurzer Zeit eine Demenz auf. Bei anderen verschlimmerte sich das Krankheitsbild:

„Jene, die schon Indikatoren für eine Demenz hatten, also eine leichte kognitive Einschränkung, diese Personen sind in eine mittelschwere Demenz hineingeschlittert.“

Daneben ist die Depressivität um das Doppelte gestiegen, die Ängstlichkeit stieg, während die subjektive Lebenszufriedenheit sank. Sechs Wochen nach der Phase strikter Lockdowns konnte wiederum festgestellt werden, dass sich Ängstlichkeit, Depressivität und Lebenszufriedenheit wieder auf Normwert befanden. Eine nachhaltige Störung wurde jedoch bei der kognitiven Leistungsfähigkeit festgestellt:

„Leider ist das bei der kognitiven Leistungsfähigkeit nicht der Fall und diese scheint nachhaltig gestört zu sein“, berichtet Plangger.

Michael Mattersberger vom Verein Gesundheitsschmiede Tirol gab zu bedenken, dass etwa 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner von Altersheimen von psychischen Erkrankungen betroffen seien. Er fordert deshalb mehr fachspezifische Unterstützung für Pflegerinnen und Pfleger sowie für die Angehörigen der Altersheimbewohner. Daneben sei eine bessere Vernetzung mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vonnöten und mehr Unterstützung für das Pflegepersonal.

Quelle: ORF

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