Die Mietpreise sind in ganz Tirol gestiegen, vor allem aufgrund des begrenzten Wohnungsangebots und verschärfter Kreditvergaberichtlinien, während die Preise für Neubau- und Bestandswohnungen je nach Region unterschiedlich ausfielen. Experten fordern gezielte Reformen, um leistbaren Wohnraum zu schaffen, darunter angepasste Finanzierungsvorgaben, verpflichtende Bebauungspläne und eine Überprüfung bestehender Bauvorschriften.
Innsbruck. Die Mietpreise sind im vergangenen Jahr in allen Tiroler Bezirken und für Wohnungen jeder Größe gestiegen – in manchen Fällen sogar überdurchschnittlich, erklärten die Vorsitzenden der Tiroler Immobilienwirtschaft, Philipp Reisinger und Arno Wimmer. Hauptgrund sei das unzureichende Wohnungsangebot, so Wimmer, der zudem auf die verschärften Kreditvergaberichtlinien hinwies. Da viele potenzielle Käuferinnen und Käufer keine Finanzierung für Wohneigentum erhalten hätten, sei die Nachfrage nach Mietwohnungen deutlich angestiegen.
Durchschnittlicher Mietpreis: 9,30 Euro pro Quadratmeter
Dies habe in einigen Regionen zu besonders starken Mietpreiserhöhungen geführt. Vor allem bei Wohnungen mit freier Mietzinsbildung seien steigende Preise zu beobachten – unabhängig von Größe und Ausstattung. Der durchschnittliche Mietpreis für neuwertige Wohnungen liegt mittlerweile bei 9,30 Euro pro Quadratmeter, was einem Anstieg von drei Prozent entspricht.
Wimmer betont, dass nur ein größeres Wohnungsangebot für Entlastung sorgen könne. Die bisherigen politischen Maßnahmen zur Schaffung von leistbarem Wohnraum hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Zudem bevorzuge die Wohnbauförderung in Tirol weiterhin gemeinnützige Bauträger und deren Mietwohnprojekte, was laut Wimmer vielen Tirolerinnen und Tirolern den Erwerb von Eigentum erschwere und somit eine nachhaltige Vermögensbildung behindere.
Experten fordern Anpassung der Finanzierungsvorgaben
Reisinger und Wimmer fordern gezielte Reformen, um langfristig sowohl leistbares Wohnen als auch den Erwerb von Eigentum zu gewährleisten. Dazu zählen sie insbesondere eine Anpassung der Finanzierungsvorgaben der Finanzmarktaufsicht (FMA), damit auch einkommensschwächere Haushalte wieder besseren Zugang zu Wohnraum erhalten.
Während das Angebot an Baugrundstücken in Tirol insgesamt gestiegen ist, zeigt sich ein deutlicher Unterschied je nach Lage: Weniger attraktive Grundstücke lassen sich schwerer verkaufen, während begehrte Lagen weiterhin eine hohe Nachfrage verzeichnen. In diesen Top-Lagen steigen die Preise weiter. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Baugrundstücke liegt derzeit bei 406,33 Euro – ein Anstieg von 2,29 Prozent.
Viele Bezirke von durchgängiger Preissteigerung betroffen
Die Preisentwicklung bei Neubauwohnungen variierte je nach Region. In Innsbruck-Stadt sowie in den Bezirken Kitzbühel, Schwaz und Imst sanken die Preise im Vergleich zum Vorjahr um bis zu zwei Prozent, wobei in bestimmten Kategorien und Größen auch leichte Anstiege zu verzeichnen waren. In den Bezirken Innsbruck-Land, Kufstein, Landeck, Lienz und Reutte stiegen die Preise hingegen durchgehend.
Auch bei Bestandswohnungen gab es regionale Unterschiede. Während in Innsbruck-Stadt, Kitzbühel, Kufstein, Landeck, Lienz, Reutte und Schwaz nur geringe Preissteigerungen festgestellt wurden, zeigten sich in Innsbruck-Land und Imst sowohl leichte Preiszuwächse als auch Rückgänge. „Preise sind sehr differenziert, abhängig von Baujahr und Ausstattung. In Innsbruck hat eine geringfügige Preissteigerung von 3,56 Prozent stattgefunden“, erklärte Wimmer.
Was von den Experten nicht angesprochen wurde, jedoch auf der Hand liegt, ist auch die soziale Lage der in Tirol lebenden Menschen. Neben wohnungspolitischen Verbesserungen sind auch deutliche Gehaltserhöhungen in allen Branchen notwendig, damit sich Menschen in Tirol langfristig Mieten und Wohneigentum leisten können. Die steigenden Wohnkosten stehen in keinem Verhältnis zur Einkommensentwicklung, wodurch immer mehr Haushalte an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Ohne eine Anpassung der Löhne an die Lebenshaltungskosten bleibt leistbares Wohnen für viele Tirolerinnen und Tiroler unerreichbar.
Quelle: ORF