Neue Ermittlungen zeigen, dass die rechtsextreme Gruppierung „Sächsische Separatisten“ engere Verbindungen nach Österreich hat als bisher bekannt. Insbesondere ein Forsthaus im Bezirk Krems sollte offenbar als Rückzugsort für den von Rechten propagierten „Tag X“ dienen. Brisante Details über die Verbindungen der Gruppe zu einem österreichischen Sprengstoffexperten werfen zusätzliche Fragen auf.
Verbindungen nach Österreich und ein geplanter Rückzugsort
Laut Recherchen der österreichischen Zeitschrift Datum und des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hatten die mutmaßlichen Mitgründer der „Sächsischen Separatisten“, die Brüder Jörg und Jörn S., intensive Kontakte nach Österreich. Besonders brisant ist, dass die Gruppe ein Forsthaus im Bezirk Krems als möglichen Rückzugsort für „Tag X“ ins Auge gefasst hatte – also für den von rechtsextremen Kreisen erwarteten Zusammenbruch der Gesellschaft, nach dem sie gewaltsam Gebiete kontrollieren wollten.
Das Forsthaus gehört der örtlichen Gemeinde und wird bereits seit den 1970er Jahren an die Familie S. vermietet. Jörg S. soll konkret geplant haben, sich dort mit weiteren Mitgliedern der Gruppe zu verschanzen.
Sprengstoffexperte mit rechtsextremer Vergangenheit involviert
Zusätzlich zu den Planungen rund um das Forsthaus sorgen die Verbindungen der Brüder S. zu dem österreichischen Sprengstoffexperten Alfred K. für Aufsehen. Der Experte, der laut MDR sogar als Sachverständiger für das österreichische Innenministerium tätig ist, hat eine einschlägige Vergangenheit. Bereits in den 1980er Jahren war er in die sogenannte Nitroglycerinaffäre verwickelt: Als 17-Jähriger wurde er festgenommen, weil er versuchte, in seinem Heimatort im Bezirk Krems einen Weinkeller zu sprengen. In seinem Zimmer fand die Polizei Neonazi-Literatur und einen SS-Schwur.
Brisant ist, dass K. laut den aktuellen Ermittlungen 2023 von Jörg S. einen Schalldämpfer gekauft haben soll. Ob dieser Handel illegal war, ist derzeit unklar. In Österreich sind Schalldämpfer mit wenigen Ausnahmen verboten, was weitere Untersuchungen notwendig macht.
„Sächsische Separatisten“ als rechtsextreme Terrorzelle
Die „Sächsischen Separatisten“ gelten als rechtsextreme Terrorzelle mit 15 bis 20 Mitgliedern. Ihre Ideologie ist von Rassismus, Antisemitismus und apokalyptischen Vorstellungen geprägt. Sie sollen sich auf den vermeintlichen Zusammenbruch Deutschlands vorbereitet haben, um anschließend mit Waffengewalt Gebiete zu erobern.
Im November wurden mehrere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe in Deutschland festgenommen, darunter auch drei AfD-Politiker, die inzwischen aus der Partei ausgeschlossen wurden. Die Brüder Jörg und Jörn S. befinden sich ebenfalls in Haft.
Ermittlungen in Österreich laufen
Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt derzeit gegen den Vater der beiden Brüder wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz. Er war bereits in den 1990er Jahren in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt worden und wanderte nach Verbüßung seiner Haftstrafe nach Deutschland aus.
Darüber hinaus prüft das österreichische Justizministerium aktuell, ob gegen weitere Personen im Umfeld der „Sächsischen Separatisten“ Ermittlungen eingeleitet werden müssen. Wie aus einer parlamentarischen Anfrage hervorgeht, laufen bereits polizeiliche Untersuchungen gegen mehrere Personen.
Die jüngsten Enthüllungen zeigen, dass rechtsextreme Netzwerke grenzüberschreitend operieren und offenbar konkrete Rückzugsorte in Österreich in ihre Pläne einbeziehen. Die laufenden Ermittlungen werden zeigen, welche Konsequenzen diese Enthüllungen für die österreichischen Behörden haben und ob weitere rechtsextreme Netzwerke aufgedeckt werden können.
Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Quelle: ORF