HomeKlassenkampf1,9 Millionen Euro für eine Infusion

1,9 Millionen Euro für eine Infusion

In Salzburg wurde nun erstmals Zolgensma, das teuerste Medikament der Welt, eingesetzt. Es hilft gegen eine seltene Krankheit bei Neugeborenen und versetzt den Aktienkurs des Pharmariesen Novartis in Höhenflüge.

Salzburg. An der Spinalen Muskelatrophie (SMA) erkranken in Österreich jährlich etwa zehn Kinder. Die Krankheit, hervorgerufen durch ein fehlendes Gen, führt zu Muskelverkümmerung und verläuft oft früh tödlich. Die erfolgversprechende Therapie durch das Medikament Zolgensma – in Salzburg diese Woche erstmals durchgeführt – hat für Gesundheitssysteme weltweit einen gewaltigen Haken: Der Hersteller AveXis, eine Tochter von Novartis, verlangt für den Wirkstoff 2,1 Millionen Dollar bzw. rund 1,9 Millionen Euro – pro Anwendung. Zumindest ist eine Infusion als Therapie ausreichend.

Gewinnerwartungen treiben den Medikamentenpreis hoch

Solche Summen sind nicht allein durch ein aufwendiges Herstellungs- und Testungsverfahren oder die geringe Häufigkeit der Krankheit zu erklären. Vielmehr verspricht sich Novartis in absehbarer Zeit Milliardenumsätze – immerhin hat der Pharmariese den Erfinder des Medikaments, AveXis, vor zwei Jahren um 8,7 Milliarden Dollar gekauft. Da erwartet sich Novartis-Boss Vasant Narasimhan (Jahresbezug: 11 Mio. Dollar) eine entsprechende Rendite. Und als Anbieter der wirksamsten Behandlung von SMA sind der Preisgestaltung kaum Grenzen gesetzt.

Novartis gehört zu jenen Firmen, deren Aktien seit Ausbruch der Corona-Pandemie massiv gestiegen sind. Angesichts der kürzlichen Zulassung von Zolgensma in den USA, der EU und Japan sowie weiteren hochpreisigen Medikamenten rechnet Goldman Sachs damit, dass der Kurs nochmal um 50 % zulegen wird.

Hier wird klar, was der „freie Markt“ im Gesundheitswesen anrichtet: Riesenkonzerne kaufen innovative Entwickler und Patente auf, um sich im jeweiligen Sektor ein Monopol zu sichern und maximale Preise diktieren zu können. Die Allgemeinheit darf die Profite (Novartis 2019: 11,7 Milliarden Dollar bei 47,4 Milliarden Dollar Umsatz) gleich zweimal finanzieren: Zuerst bei Forschung und Entwicklung, die sich die Branche gerne fördern lässt, und dann als Abnehmer von irrwitzig teuren Medikamenten.

Quelle: Ö1

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