Wien. Die österreichische Bundesregierung kündigte Anfang Dezember an, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner, die über 65 Jahre alt sind, FFP2-Masken per Post zugestellt bekämen. Diese Schutzmasken sind in vielen der betroffenen Haushalte nach wie vor – und nun ist es Mitte Jänner – nicht eingetroffen. Die Idee von Gratis-FFP2-Masken zumindest für Seniorinnen und Senioren, welche potenziell häufiger zur Risikogruppe gehören, erscheint unter den aktuelle Lockdownbedingungen als sinnvoll. Dass die versprochenen zehn Masken pro Person, die vor Weihnachten in den Briefkästen sein hätten sollen, nicht angekommen sind, bestätigt jedoch wieder einmal, dass das Krisenmanagement nicht funktioniert. Weniger als 50 Prozent der Menschen über 65 hatten die entsprechende Zusendung bis Anfang dieser Woche im Briefkasten. Nach dem Chaos, das bei Massentests, Kaufhaus Österreich oder vielen weiteren Initiativen eingetreten ist, ist es wenig überraschend, dass auch hier seitens der Bundesregierung die gesetzten Ziele nicht erreicht werden.
FFP2-Masken für alle – aber vorher?
In der aktuellen Debatte und bei den Spekulationen darüber, wie es nach dem 25. Jänner und somit dem ursprünglichen Ende des Lockdowns weitergehen soll, bringen verschiedene Akteure eine FFP2-Maskenpflicht ins Gespräch. Rot-Kreuz-Bundeskommandant Foitik – der während der Pandemie bereits mit Negativschlagzeilen glänzte – fordert beispielsweise nun die Mundnasenschutz-Pflicht durch eine FFP2-Maskenpflicht zu ersetzen, um die Ausbreitung der britischen Virusmutation einzudämmen. Wirtschaftskammerpräsident Mahrer verlangt diese ebenfalls, aber natürlich vor allem, um den Handel wiederzueröffnen und die Kassen klingeln zu lassen. Nun fragt man sich als interessierter Mensch, der die Spekulationen und Diskussionen verfolgt, aber eben auch das reale Krisenmanagement, wie dies umgesetzt werden soll. Sollen lediglich diejenigen, die sich FFP2-Masken leisten können, zum Beispiel im Supermarkt einkaufen dürfen? Oder müssen wir Monate auf die FFP2-Masken warten? Oder doch etwas ganz anderes?
Es zeigt sich auch in dieser Angelegenheit, dass kapitalistische Regierungen im Krisenmanagement vollkommen zu versagen scheinen. Das Interesse des Kapitals steht im Zentrum, es gibt schnelle Entscheidungen und Reformen zu deren Gunsten, aber Instrumente, die das Volk schützen oder ihm nutzen können, werden auf die lange Bank geschoben.
Quelle ORF/Der Standard