Wien. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) erließ die bereits im Vorfeld in die Kritik geratene Lehrplanreform. Die Lehrpläne für Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe, die am Montag erlassen wurden, gelten ab dem Schuljahr 2023/24.
Die Industriellenvereinigung applaudiert dank „Entrepreneurship Education“
Klar wird anhand der Inhalte und auch dem Jubel seitens der Industriellenvereinigung (IV), dass es sich – wenig überraschend – um eine weitere Reform des Bildungssystems im Dienste des Kapitals handelt. In einer Aussendung zur Bildungsreform hält die IV fest: „Mit den neuen Lehrplänen für Volksschule, Mittelschule und AHS, die heute kundgemacht werden, ist dem Bildungsministerium ein wichtiger Schritt hin zu einem modernen Schulsystem gelungen. Die Verankerung realistischer Kompetenzorientierung, insbesondere in den Bereichen Bildungs‑, Berufs- und Lebensorientierung, Entrepreneurship Education, Informatische Bildung, Wirtschafts- und Finanzbildung sowie politische Bildung ist ein zentrales Element einer zeitgemäßen Unterrichtsgestaltung.“ Es ist die Rede von unternehmerischem Denken, das hierdurch vermittelt würde und die Grundlage für ein eigenverantwortliches Wirtschaftsleben bieten würde.
Bloß kein Klassengegensatz
In der politischen Bildung soll unter anderem die Sozialpartnerschaft als Modell der Interessenvertretung verstärkt vermittelt werden – eine Stärkung der Illusion des Klassenkompromisses als beste Lösung für die Arbeiterklasse. Eine Verwischung der Klassengegensätze soll anscheinend möglichst früh in den Köpfen verankert werden, sodass die Ausbeutung der Arbeiterklasse auch weiterhin möglichst reibungslos – also ohne Streiks oder sonstige Maßnahmen des Klassenkampfes – zu möglichst günstigen Umständen möglich bleibt. Der Kapitalismus und die sogenannte soziale Marktwirtschaft werden sicherlich als einzige und optimale Möglichkeit des Wirtschaftens vermittelt, die unter sozialpartnerschaftlichen Verhältnissen für alle am besten sei.
Die Lehrplanreform bringt somit wohl alles mit, was die Verhältnisse der Ungleichheit und Ausbeutung stabilisieren kann, ein Glauben an Leistungsgerechtigkeit inklusive.
Qulle: APA-OTS/Der Standard