Am 28. April 1945 wurden 42 Widerstandskämpfer der Welser Gruppe im KZ Mauthausen ermordet. Die letzte Vergasungsaktion in Mauthausen wurde auf direkten Befehl des NS-Gauleiters von Oberdonau, August Eigruber, durchgeführt.
„Meine Rechnung geht bis Anfang Mai“
„Wenn die Ereignisse so forteilen wie gerade jetzt, so hoffe ich auf ein recht, recht baldiges Wiedersehen. Wir alle befinden uns hier in Höchstspannung und jeder malt schon die nahe Zukunft in den rosigsten Farben. Meine Rechnung geht jetzt bis 1. Mai“, schrieb Josef „Sepp“ Teufl am 30. März 1945 an seine Frau und seine Kinder. Es sollte dies der letzte Brief von ihm sein, der aus dem KZ Mauthausen geschmuggelt wurde.
Sepp Teufl, am 24. November 1904 in Wien geboren, war der uneheliche Sohn eines Musiklehrers und einer Krankenschwester. In den Jahren 1926 bis 1929 arbeitete Teufl in den Steyr-Werken, wo er sich der revolutionären Arbeiterbewegung annäherte und wechselte schließlich als Maschinenschlosser in die Linzer Tabakfabrik. Im selben Jahr wurde er auch Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs. In der Tabakfabrik engagierte er sich zudem gewerkschaftlich, wurde schon bald zum Betriebsrat gewählt und bis zum Verbot der Gewerkschaften war er Vertrauensmann der Tabakarbeitergewerkschaft. Sepp Teufl beteiligte sich aktiv an den Februarkämpfen und musste deswegen schon im Austrofaschismus wegen „kommunistischer Umtriebe“ und „staatsfeindlicher Handlungen“ eine sechsmonatige Haftstrafe absitzen. Während seiner Haft wurde er vom 12. Parteitag der KPÖ in Prag im September 1934 zum Mitglied des Zentralkomitees gewählt.
Nach der Okkupation Österreichs durch den deutschen Faschismus wurde Teufl wieder für kurze Zeit inhaftiert. Weil das NS-Regime hoffte, ihn auf die Seite der faschistischen Machthaber ziehen zu können, gaben sie ihm seine Arbeit in der Tabakfabrik zurück, überwachten ihn aber streng. Sepp Teufl blieb aber seiner antifaschistischen Überzeugung treu und setzte seine Widerstandstätigkeit unbeirrt fort. So richtete er beispielsweise eine illegale Druckerei ein, verfasste selbst Flugblätter und war ab 1940 Vorsitzender der neuen Landesleitung der oberösterreichischen KPÖ.
Verrat
1944 wurde die Widerstandsgruppe rund um Sepp Teufl durch einen eingeschleusten Spitzel aufgedeckt. Die Gestapo berichtete im September 1944 erstmalig über die Aktivitäten der „Welser Gruppe“ (die Bezeichnung stammt aus den Dokumenten der Geheimen Staatspolizei). Aus den Gestapo-Akten geht hervor, dass die illegale Widerstandsgruppe 158 Männer und Frauen umfasste und in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels verankert war. In all diesen Orten gab es in den wichtigsten Betrieben illegale Gruppen. Menschen unterschiedlicher politischer Gesinnung – Kommunisten, Revolutionäre Sozialisten, Katholiken, ehemalige Anhänger der großdeutschen Bewegung und Angehörige des Heimatschutzes – hatten sich ihren Aktivitäten angeschlossen, wobei jedoch die Kommunisten die führende Rolle einnahmen. Der Gestapo-Planskizze zu Folge wurden alle 158 Mitglieder verhaftet. Mehr als 40 Prozent der verhafteten Männer und Frauen dieser Organisation starben bei den Verhören der Gestapo, bei Folterungen in den Konzentrationslagern, bei Erschießungen, in der Gaskammer oder bei US-Bombenangriffen auf Linz.
Ermordet im KZ Mauthausen
Am 9. September 1944 wurde Sepp Teufl von der Gestapo bei seinem Haus im Linzer Industriegebiet verhaftet. An diesem Tag sah er seine Familie – Sohn Josef war erst ein halbes Jahr – zum letzten Mal. Erst im Dezember 1944 erfuhr seine Familie nach langer Ungewissheit, dass er sich im KZ Mauthausen befand. Zusammen mit rund Hundert weiteren Antifaschistinnen und Antifaschisten wurde er dorthin gebracht. Viele von ihnen fanden unmittelbar nach ihrer Ankunft durch Misshandlungen der SS-Schergen den Tod oder wurden sie von diesen ermordet.
Sepp Teufl versuchte auch im KZ Widerstand zu leisten und eine Organisation aufzubauen, um für den Ernstfall Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen. Ein Ausbruchsversuch scheiterte jedoch im April 1945.
Als die Ankunft der Alliierten selbst für die fanatischsten Nazis absehbar war, ließ der NS-Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber, die Vergasung der oberösterreichischen Antifaschisten anordnen. Denn die alliierten Truppen sollten „keine aufbauwilligen Kräfte“ vorfinden. In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 wurden 42 Mitglieder der Welser Gruppe in der Gaskammer von Mauthausen ermordet – unter ihnen Sepp Teufl.
Unauslöschlich in Erinnerung
Heute erinnert eine Gedenktafel an der Klagemauer in Mauthausen an die 42 in der letzten Vergasungsaktion ermordeten Widerstandskämpfer. Ihre Namen lauten und sollen unauslöschlich in Erinnerung bleiben:
Auinger Johann, 30.11.1892 Bala Josef, 11.1.1923 Blaichner Fritz, 15.6.1901 Blank Adam, 30.4.1893 Breitwieser Josef, 23.2.1887 Bricevac Martin, 11.11.1910 Brunner Franz, 30.10.1902 Buchholzer Johann, 17.5.1894 Druckenthanner Franz, 12.10.1894 Grochot Michael, 20.5.1920 Hackl Johann, 31.7.1906 Haider Ludwig, 9.8.1885 Haselmayer Franz, 31.3.1910 Hirsch Wenzel, 21.9.1905 Hofmann Franz, 9.7.1900 | Jankovsky Josef, 20.1.1920 Jelazik Anton, 20.1.1920 Kondic Nikola, 16.2.1922 Kriczmariczik Stanislaus, 2.8.1919 Lehner Jakob, 28.6.1905 Leidlmair Karl, 20.1.1910 Leitner Josef, 10.8.1910 Lepschy Josef, 8.7.1905 Loy Karl, 3.11.1895 Maritschnig Franz, 6.3.1900 Mayer Gustav, 13.6.1914 Mischka Karl, 10.5.1898 Neubacher Josef, 23.3.1893 Obermayr Heinrich, 16.1.1901 Pensl Otto, 28.11.1895 | Pesendorfer Josef, 10.1.1907 Pollhammer Stefan, 12.12.1906 Reindl Karl, 20.2.1913 Roll Josef, 9.2.1897 Schmelensky Anton, 22.5.1905 Sommer Johann, 16.12.1889 Steiner Alois, 24.5.1908 Teufl Josef, 23.11.1904 Trappl Karl, 28.12.1896 Wolfgang Karl, 23.3.1893 Zelger Willibald, 17.9.1907 Zockan Ivan, 8.6.1915 |
Im Krematorium von Mauthausen erinnert eine Gedenktafel an Sepp Teufl, der posthum zu einem der zwölf „Helden des Zentralkomitees“, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben gelassen haben, ernannt wurde. An zahlreichen Orten in Oberösterreich gibt es zudem Erinnerungszeichen an die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer der Welser Gruppe.
„Sie leisteten den in der Moskauer Deklaration von 1943 geforderten eigenen Beitrag zur Befreiung Österreichs vom Faschismus“, weist Harald Grünn, oberösterreichischer Landesvorsitzender des KZ-Verbandes/VdA, auf ihren bedeutungsvollen Beitrag zur Befreiung Österreichs vom Faschismus hin. „Wir werden die Taten und das Opfer der Widerstandskämpfer in Erinnerung behalten!“
Im Zuge des Tötungsbefehls von NS-Gauleiter Eigruber wurden noch weitere Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer in den letzten Kriegstagen ermordet, unter ihnen Gisela Tschofenig-Taurer und Gisela Tschofenig, geb. Taurer. Am 1. Mai 1945, also wenige Tage vor der Befreiung, wurden in Linz Treffling noch weitere Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer erschossen.