Gestern haben sich nun auch die österreichischen Fußballfans kritisch zu Wort gemeldet, was die Pläne der Liga angeht. In einem Offenen Brief kritisieren 15 österreichische Fanclubs ((Altacher Jungs – Block West – Fanszene Austria Klagenfurt – Fanszene Ried – Fanszene Vorwärts Steyr – Freund*innen der Friedhofstribüne – Gate 2 Admira – Kollektiv 1909 – Landstrassler – Nordtribüne Lustenau – Stahlstadt Kollektiv – Tivoli Nord – Union ‘99 Ultrà Salzburg – Vienna Supporters – Wolfbrigade 04 St. Pölten)) die geplanten Geisterspiele. „Uns ist die momentane Ausnahmesituation – sowohl gesellschaftlich als auch aus Sicht des Fußballs – vollends bewusst. Bei den Entscheidungsträgern des österreichischen Fußballs sind wir uns diesbezüglich allerdings nicht so sicher“, schreiben sie darin.
Verbindung zur Basis
Der finanzielle Druck ebenso wie der Druck seitens UEFA sein nachvollziehbar, jedoch kritisiert die österreichische Fanszene ebenso wie die deutsche, dass sich der Fußball von der Basis und seinem Sinn entfernt: „In Wahrheit geht es um Verträge, die Geld beinhalten – sehr viel Geld. Durch die Hintertür „Covid-19“ setzt sich derzeit ein Paradigmenwechsel fort, der in den 1990er-Jahren in England seinen Anfang nahm: Fußball findet nicht mehr für die Fans im Stadion statt, sondern für das Fernsehen. Als Milliarden-Geldmaschinerie und Spielwiese für einige Reiche, die nur fortbestehen kann, wenn sie am Laufen gehalten wird.“
Begründet werde der Start mit Fairness und Wettbewerb, die Fanszene hält aber fest, dass dieser offenbar nur für die Bundesliga gelte und es somit ein Hohn sei. Ein weiteres Argument ist, dass die Fortführung den Menschen Normalität gäbe. Jedoch geben die Fans zu bedenken, dass diese Normalität nur gegen die Zahlung eines Pay-TV-Abos möglich sei, was das Ganze zu einem Hohn mache.
Diese Abgehobenheit sehen die Fans fortgesetzt darin, dass „die aktuelle Vorgehensweise ein fatales Signal [sei], welches an die Gesellschaft gesandt wird. Viele Bereiche des öffentlichen Lebens sind nach wie vor stark eingeschränkt, während für Trainings und Geisterspiele der Bundesligavereine auffällig viel Energie investiert wird. Auch wenn es derzeit an jeder Ecke heißt, dass dies alles gar keine Auswirkungen auf andere Lebensbereiche habe (Stichwort PCR-Tests), so bleibt doch das Faktum bestehen, dass alle anderen Team- und Ballsportarten ihren Meisterschaftsbetrieb eingestellt und ihre Bewerbe abgebrochen haben.“ Durch diesen Sonderstatus verabschiede man sich endgültig von der Basis.
„Fußball muss für alle sozialen Schichten leistbar sein.“
Die Fanszene fordert ein grundlegendes Umdenken auch über Corona hinaus. Sie fordern dazu auf, dass man den Fußball wieder unabhängig von Investoren und TV-Sendern und dadurch den Massen zugänglich macht! Fans sind nicht nur Statistinnen und Statisten für eine emotionale Fernsehübertragung, sondern das Rückgrat des Fußballsports. Football is for you and me and not the f**king industry!
Quelle: Tivoli Nord