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Wladimir Putins Hass auf die Oktoberrevolution

Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Als am Samstag der vom Kreml großgezogene Söldnerführer und Kriminelle Jewgenij Prigoschin seine Militärkolonne Richtung Moskau rollen ließ, und es so aussah, als wäre das Ganze schwer wieder einzufangen, wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache an die Nation.

Wir wollen hier nicht über den versuchten Putsch eines Mannes, der in der Sowjetunion neun Jahre Haft für Delikte wie Raub und Raubüberfall verbüßte, reden, sondern über das, was Putin sagte. Der Präsident stellte nämlich eine Parallele zwischen dem Jahr 1917 und dem her, was drohen würde, wenn es zu einem Bürgerkrieg käme. Putin verbindet mit dem Jahr 1917 und seinen zwei Revolutionen, ganz besonders aber der alles entscheidenden Oktoberrevolution keine positiven Assoziationen. Er gibt der bolschewistischen Führung um W.I. Lenin die Schuld daran, dass das Russische Reich zerfallen ist. Mehr noch: mit dem Separatfrieden von Brest-Litowsk hätten die Kommunisten Russland den Sieg im ersten Weltkrieg gestohlen und sie hätten die Schuld am nachfolgenden Bürgerkrieg und dem Zerfall des russischen Reiches auf sich geladen.

Unterstützt und getrieben von reaktionären Kreisen wie der Führung der russisch-orthodoxen Kirche und Leuten vom Schlag eines Alexander Dugin, die Ideologen der Wiedererrichtung des russischen Zarenreiches sind, geht Putin immer weiter in eine seltsam rückwärtsgewandte Richtung. Er, der seinerzeit als Angestellter des KGB seinen Eid auf die Verteidigung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) geschworen hatte, tritt sie heute mit Füßen.

So sehr Putin sich von der Oktoberrevolutionen distanziert, so sehr versucht er den Sieg über den deutschen Faschismus im großen Vaterländischen Krieg für sich zu reklamieren. Hierbei wendet er den Trick an, den Sieg als einen Sieg allein des russischen Volkes zu verkaufen. Das stimmt aber nicht. Es war ein Sieg aller Völker der Sowjetunion und ein Sieg der Roten Armee, nicht der russischen Zarensoldateska und auch nicht Russlands alleine. Bei der Vereinnahmung des Jahres 1945 kann Putin nicht umhin, die kommunistische Symbolik weiterzuverwenden. Russische Truppen führen in der Ukraine zum Beispiel Kopien jener roten Siegesfahne mit, die von einem Rotarmisten am Berliner Reichstag gehisst wurde. Die älteren Menschen in Russland sind heute mehrheitlich eine verarmte Rentnerschicht, die genau weiß, dass ihr Staat, die Sowjetunion ihnen Sicherheit und bescheidenen Wohlstand garantierte, während das neue Russland in den 1990er-Jahren das Volk enteignete und seine Besitztümer einer räuberischen Oligarchenschicht übertrug. Viele dieser Neureichen waren übrigens die Ersten, die am Samstag mit Privatjets das Land verließen. 

Die liberalen Eliten sind in den Augen der ultranationalen Unterstützer Putins ehrlose und ideologiefreie Gesellen, die nur zu gerne bei der Zerstörung Russlands behilflich sein würden. Die Ideologie Putins hingegen stellt sich in die Traditionslinie des russischen Doppeladlers, der im Jahr 1917 bereits im Februar gestürzt wurde, und der sich unter der darauf folgenden Volksherrschaft der Bolschewiki nie wieder aufrichten konnte.

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