London/Brüssel. Nach monatelangen Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt ist der Europäischen Union und Großbritannien eine Einigung gelungen. Der Text des Abkommens umfasst mehr als 2000 Seiten. Damit konnte ein harter Brexit zum Jahresende abgewendet werden. Der riesige LKW-Stau in den letzten Tagen, der aufgrund der französischen Sperre des Bahn- und Fährverkehrs entstanden war, sollte wohl auch noch zur Verdeutlichung dienen, was ab dem 1. Jänner bei einem No-deal los gewesen wäre, oder vielleicht auch so los sein wird. Tausende LKW-Fahrer sitzen im britischen Dover fest und müssen die Weihnachtsfeiertage in der Fahrerkabine statt bei ihren Familien verbringen. Als Grund für die Sperre war von Frankreich die britische Corona-Virus-Mutation angegeben worden. Inzwischen ist der Verkehr wieder freigegeben.
Die Vereinbarung sieht nach dem Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt zum Jahresende weiter einen Handel ohne gegenseitige Zölle und mengenmäßige Beschränkung vor. Die Unterhändler einigten sich auch beim zentralen Streitthema Fischfang. Das Abkommen sieht eine Übergangszeit von fünfeinhalb Jahren für die Kürzung der Fangquoten für EU-Fischer vor. Laut EU-Vertretern wurde mit Großbritannien in dieser Zeit eine Verringerung der Fangmengen um 25 Prozent vereinbart. Ab Juni 2026 solle dann jährlich erneut über die Fangquoten verhandelt werden.
Konzerne beider Seiten drängten auf Deal
Das Abkommen wird zunächst provisorisch mit 1. Jänner in Kraft treten, da es noch im britischen Unterhaus, im EU-Parlament und in den Parlamenten der 27-EU-Mitgliedsstaaten ratifiziert werden muss. Die zähen Verhandlungen seitens der EU sollten wohl auch als Abschreckung für andere Länder dienen, die sich in nächster Zeit einen Austritt aus der EU überlegen könnten. Dass Großbritannien letztlich ohne Gesichtsverlust aussteigt, hat auch damit zu tun, dass die Konzerne auf dem europäischen Festland und auf der Insel es als ziemlich geschäftsschädigend angesehen hätten, wenn am 1. Jänner ein chaotischer Zustand geherrscht hätte.
Quelle: Wiener Zeitung / Eine kurze Zusammenfassung des 2000-Seiten-Papiers gibt es hier (Link zur Wiener Zeitung)