Der Milliardär Hans Peter Haselsteiner will mehr Geld aus öffentlicher Hand – oder den Takt auf Österreichs wichtigster Bahnstrecke reduzieren. In Zeiten der Pandemie kommt das einer Drohung gleich, die ohnehin bedrohte Volksgesundheit noch zusätzlich zu gefährden.
Wien/Linz/Salzburg. Schon unter nicht-pandemischen Bedingungen ist die Taktung öffentlicher Verkehrsmittel eine problematische Infrastrukturfrage. Und sie ist eine soziale Frage: Etwa aufgrund zusätzlicher Wartezeiten am Weg zur Arbeit oder auch schlicht und einfach, weil sich nicht jeder eine Reservierung oder ein Erste-Klasse-Ticket leisten kann, um sich in Zügen – die bei niedrigerer Frequenz umso öfter überfüllt sind – einen Sitzplatz zu sichern, welcher wiederum oft Voraussetzung für ein bisschen Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag wäre.
In Zeiten der Pandemie sind die sozialen Widersprüche im Kapitalismus ohnehin schon um ein Vielfaches verschärft – was aber nicht etwa zur Folge hätte, dass zusätzliche weitere quasi eh schon egal wären, sondern sie kommen umso stärker zum Tragen. Die weitere Besonderheit einer Reduzierung der Taktfrequenz öffentlicher Verkehrsmittel ist freilich noch eine andere: Und zwar, dass eine niedrigere Taktung mit volleren Zügen unter den Bedingungen einer Pandemie zwar ein willkommenes Präsent für das Virus, jedoch eine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt.
Egal, wie das aktuelle Hickhack zwischen Westbahn, ÖBB und einzelnen Ministerinnen und Ministern ausgehen mag: Es ist offensichtlich, dass all diese zwischenkapitalistischen Widersprüche gegen die Interessen der Arbeiterklasse und des Volks ausgetragen werden und unter sozialistischen Gesellschaftsverhältnisse ausgeschlossen wären. Die Pandemie macht die engen Grenzen des Kapitalismus auf vielen Ebenen noch einmal deutlicher, so aktuell auch bei den Patentrechten auf Impfstoffe. Ebenso die nach zeitgemäßen Maßstäben irrationalen, menschenverachtenden Konsequenzen aus all dem.