Ecuadorianische Flughafenbeamte retteten am vergangenen Sonntag eine erhebliche Anzahl junger Schildkröten vor dem illegalen Transport und Weiterverkauf.
Puerto Baquerizo Moreno/Quito. Bei einer Routinekontrolle am Flughafen von Puerto Baquerizo Moreno machten ecuadorianische Beamte eine erstaunliche wie irritierende Entdeckung: In einem Reisekoffer befanden sich zusammengepfercht 185 lebende Galápagos-Schildkröten, die zudem einzeln in Plastikfolie verpackt waren. Offenkundig sollten sie vom pazifischen Archipel am Äquator auf das rund 1.000 Kilometer entfernte Festland Ecuadors geschmuggelt werden. Die Tiere, die an sich weit über 100 Jahre alt werden können, waren freilich noch deutlich davon entfernt, ausgewachsen zu sein, im Gegenteil: Sie waren erst ein bis zwei Handflächen groß, während ein erwachsenes Exemplar der auf der Inselgruppe endemischen Galápagos-Riesenschildkröte eine Panzerlänge von über einem Meter und ein Gewicht von 300 Kilogramm erreichen kann. Natürlich stehen die verbliebenen der ursprünglich 15 Schildkrötenarten des Chelonoidis nigra-Komplexes unter strengem Schutz, sowohl nach ecuadorianischen Gesetzen als auch gemäß internationalen Vereinbarungen. Das ist auch notwendig: In den letzten 200 Jahren wurde die Population um 90 Prozent reduziert, gegenwärtig schätzt man den Bestand auf rund 15.000 Schildkröten.
Trotzdem – und teilweise natürlich auch deshalb – sind die Tiere ein begehrtes Objekt für illegale Geschäfte: Mit Galápagos-Schildkröten lassen sich freilich hohe Summen am Schwarzmarkt lukrieren. Es gibt genug gut betuchte „Liebhaber“ exotischer Reptilien, die ihre „Privatzoos“ bzw. Terrarien durch eine einzigartige Attraktion bereichern möchten. Und man will sich gar nicht ausmalen, wie viele geschmuggelte Tiere nicht entdeckt werden, denn der nunmehrige Fund am einzigen Flughafen der Galápagos-Inseln war gewissermaßen Zufall, weil nur das Ergebnis einer Stichprobe. Offensichtlich schrecken die in Ecuador staatlicherseits angedrohten Haftstrafen für Schildkröten-Diebstahl im Ausmaß von bis zu drei Jahren Haft nichts ausreichend ab. Umweltminister Marcelo Mata sprach von einem „Verbrechen gegen das Wildtier- und Naturerbe der Ecuadorianer“. Die Regierung in Quito wird gefordert sein, den Schutz nicht nur der bedrohten Riesenschildkröten, sondern des gesamten Galápagos-Archipels zu verstärken – und etwas weiter gedacht müssen natürlich die internationalen Käufer und Auftraggeber des illegalen Tierhandels ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.
Quelle: Die Presse