Rund um das ehemalige Novomatic Forum in der Wiener Innenstadt gibt’s doppelte Probleme: Das Denkmalamt stellt Strafanzeige gegen den Immobilieninvestor, der zudem mit arbeitsrechtlichen Querelen zu tun hat.
Wien. Zwischen Karlsplatz und Naschmarkt, genau gegenüber der Wiener Secession, befindet sich seit 1923 ein Art-déco-Juwel. Das repräsentative Gebäude war früher die Zentrale des Österreichischen Verkehrsbüros – eines Tourismuskonzerns, der wiederum zum größeren Teil der Gemeinde Wien-nahen AVZ Holding sowie der Wiener Städtischen Versicherung (Vienna Insurance Group) gehört. 2007 wanderte die Location um zehn Millionen Euro ins Eigentum des Glücksspielkonzerns Novomatic, seither war sie als „Novomatic Forum“ bekannt. Zu Jahresbeginn 2021 verkaufte Novomatic das Gebäude um 25 Millionen Euro an den Immobilienkonzern LNR Development bzw. dessen Subgesellschaft LNR Projekt FS7 („FS7“ steht für die Liegenschaftsadresse Friedrichstraße 7 – es kann ja immer nützlich sein, einzelne Projekte in Einzelgesellschaften auszulagern).
Denkmalschutz vs. „Immobilienentwicklung“
Die LNR („LN“ steht für den Geschäftsführer Lukas Neugebauer) unternahm eine Renovierung, um die eigenen Vorstellungen umzusetzen zu können. Nun erstrahlt das Gebäude in strahlendem Weiß – und genau dies bringt das österreichische Bundesdenkmalamt auf den Plan: Es verwies auf das Charakeristikum des historischen Erscheinungsbildes, was u.a. eine zweifärbige, rot-hellgraue Fassade implizieren soll. Ironischer Weise findet sich seitens Novomatic sogar in Neugebauers Kaufvertrag ein Hinweis auf den Denkmalschutz, doch der neue Eigentümer hat trotzdem ein reines Gewissen. Daher sah sich das Denkmalamt bzw. das Magistrat Wien-Innere Stadt nun gezwungen, gegen die LNR Projekt FS7 GmbH eine Strafanzeige einzubringen sowie den Antrag auf Wiederherstellung des denkmalgerechten Zustandes.
Arbeits- und sozialrechtliche Unklarheiten
Das ist aber nicht das einzige Ungemach rund um das ehemalige Novomatic Forum: Denn die LNR hat auch Mitarbeiter des Vorbesitzers übernommen, zumindest theoretisch. Praktisch wurden diese nämlich in einer anderen Tochter angemeldet, der B&R Kamin und Dachsanierung GmbH, die inzwischen in Epimetheus GmbH umbenannt wurde. Diese ist wegen Schulden bei der Gesundheitskasse im Ausmaß von über 100.000 Euro seit Juni in Konkurs, die Masseverwalterin stellte jedoch fest, dass es seit Jahren keine operativen Tätigkeiten mehr gegeben habe. Trotzdem gingen die Angestellten aber einer Arbeit nach, weswegen der Verdacht der gewerblich nicht genehmigten Arbeitskräfteüberlassung im Raum steht, etwa bei der Dachgesellschaft B&R Generalunternehmer GmbH mit der zufälligen Adresse Friedrichstraße 7. Bei Epimetheus war LNR-Chef Neugebauer früher auch Geschäftsführer, dann aber plötzlich nur noch Dienstnehmer. Man wird, sehen, was dabei herauskommt – einige von Novomatic übernommene Angestellte haben jedoch bereits juristische Hilfe angenommen, denn zumindest im Bereich des Arbeits- und Sozialversicherungsrechts wirkt manches seltsam.
Kleine Welt von Novomatic bis Ho
Für Neugebauer ist auch dies – neben der Strafanzeige wegen Missachtung des Denkmalschutzes – ein gewisser Rückschlag für seine Pläne, denn die Investorentätigkeit und „Immobilienentwicklung“ haben freilich immer das Ziel einer Wertsteigerung und Profitmaximierung – erstrecht in solch exquisiter Lage. Zu diesen Plänen gehörte übrigens auch die Tatsache, dass die „DOTS Group“ im Mai dieses Jahres von der LNR den Zuschlag für die High-Society-Gastronomie im Gebäude Friedrichstraße 7 erhielt – und DOTS-Chef ist niemand geringerer als „Szene-Wirt“ und Sebastian-Kurz-Spezi Martin Ho. Aber Ho hat mit der Fassadenangelegenheit und den arbeitsrechtlichen Dingen nichts zu tun. Sein Name sei nur erwähnt, um zu illustrieren, dass Wien einfach ein Dorf ist: Ausgangspunkt ist die Gemeinde Wien feat. SPÖ, es folgt Novomatic, dann ein Immobilien-„Investor“ mit juristischen Problemen, danach ein Promi-Pächter mit türkisem Freundeskreis. Austria in a nutshell – und dies alles auf einer Straßenkreuzung über dem Wienfluss.
Quelle: ORF / Die Presse