Wien. Aktuell häufen sich Berichte von Arzneimittelknappheit. Gefühlt ist die Mehrheit der Menschen im Umfeld in den letzten Wochen krank gewesen oder aktuell krank, wodurch die Knappheit erklärt wird. Die Lage ist so ernst, dass laut des Verbandes der Arzneimittelgroßhändler Antibiotika nun kontingentiert werden würden.
Etwa 500 Medikamente seine hiervon betroffen. Neben Covid und der Grippe grassieren auch bakterielle Infektionen, was wohl zu der Knappheit führe.
Die Ärztekammer ist bereits im Einsatz, um aufgrund der generellen Knappheit auch von Erkältungsmedikamenten zu beraten, welche Ersatzmedikamente zum Einsatz kommen können. Begründet wird die Knappheit damit, dass die Produktion der Medikamente außerhalb Europas stattfinde.
Präsentismus als Problem
Dies ist Teil des Problems, jedoch ist eine Kultur des Präsentismus, also Arbeiten trotz Krankheit ebenfalls Ursprung der ganzen Krankheitswelle. Sicherlich sind Immunsysteme geschwächt, aber ein System, in dem Lohnabhängige sich so unter Druck gesetzte fühlen arbeiten zu müssen, dass dies von etwa 50 Prozent auch getan wird, wenn sie krank sind, was sicherlich durch die Debatten mit Covid arbeiten zu müssen und die Inflation weiter zugenommen hat, führt aber auch zu einer massiven Verbreitung von Viren und Bakterien in Fabrikhallen und Großraumbüros. Es muss den Lohnabhängigen klargemacht werden, dass es legitim ist, krank nicht zu arbeiten, dass man sich hiermit selbst schadet, indem man den Körper schwächt und angreift und auch die Kolleginnen und Kollegen einem Risiko aussetzt, ebenfalls zu erkranken.
Profite der Arzneimittelbranche
Außerdem ist das sparen, schlechte planen trotz belastbaren Prognosen dafür verantwortlich, dass Medikamente fehlen. Zu knappe Kontingente aus Angst nicht genug Profite zu fahren. Eine kapitalistisch organisierte Pharmaindustrie ist auf Profit ausgerichtet und arbeite nicht nach Plan im Sinne des Volkes und dessen Gesundheit.
Die Angst nicht versorgt zu werden
Darüber hinaus kann man in den Apotheken aktuell auch das beobachten, dass es aufgrund der freien Marktkräfte bis jetzt zu Hamsterkäufen kam. Man steht in der Schlange von Hustenden und Schniefenden und hört wie die Apothekerin sag, da haben Sie Glück, dass mittel ist aktuell nicht mehr lieferbar und der Kunde dann antwortet: „Ach dann bitte noch zwei extra. Sicher ist sicher!“ Die Angst, keine adäquate Gesundheitsversorgung zu erhalten, scheint in den westlich kapitalistischen Staaten also zur Normalität zu werden. Ein System, in dem sich alles um Profite dreht, in dem die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, kann die Gesundheit und das Wohlergehen aller nicht sicher sein. Selbst in Staaten wie Österreich, in denen der Wohlfahrtsstaat und die Sozialpolitik medizinische Versorgung Jahrzehnte zumindest genügend gesichert haben, scheint mittlerweile in immer kürzen Abständen an seine Grenzen zu geraten.
Quelle: ORF