Die Preissteigerungen gehen in Österreich wieder munter weiter. Während uns Politik, Nationalbank und „Wirtschaftswissenschaft“ Erleichterungen versprechen, nimmt die Realität eine andere Abzweigung.
Wien. Das Spiel ist altbekannt: Seit Monaten wird der Bevölkerung versprochen, dass die Inflation deutlich zurückgeht, und viele „Experten“ sind sich absolut sicher, dass es so kommt, aber dann schlägt die Realität zu. Und so dürfen wir für April wieder einen Anstieg der Teuerungsrate auf 9,8 Prozent zur Kenntnis nehmen – wobei dies nur die „Schnellschätzung“ der Statistik Austria darstellt, die oft zu positiv ausfällt. Gut möglich, dass mit den endgültigen Zahlen in zwei Wochen neuerlich die Zehn-Prozent-Marke übersprungen wird.
Beim WIFO ist man überrascht – beeilt sich aber damit, sofort wieder eine sinkende Inflation für die kommenden Monate vorauszusagen. Wirklich erklären können sich die Experten freilich nicht, woher die Preiserhöhungen kommen, sie mutmaßen über Freizeit und Reisen. Vielleicht sollten die gut dotierten Wirtschaftsexperten und ‑politiker einfach mal mit einem Arbeiterlohn einen Supermarkt aufsuchen oder eine Miete bezahlen müssen – dann wüssten sie, wo die Teuerung stattfindet und für die Bevölkerung täglich spürbar ist.
Den Vogel schießt wieder einmal Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) ab. Er verlautbart angesichts der Teuerung bei Lebensmitteln, dass man in der kapitalistischen Marktwirtschaft nicht von „ungerechtfertigten Preiserhöhungen“ sprechen könne: „Wenn jemand die teuer gewordenen Produkte kauft, gibt es die Nachfrage dafür“, analysiert Kocher. Ja, klar! Die Menschen kaufen also jetzt einfach keine Lebensmittel mehr – und dann sinken die Preise! Ein toller Plan! Der Mann verdient einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft.
Erwähnenswert ist außerdem, dass die Teuerung in Österreich deutlich über jener der Euro-Zone liegt – dort macht sie im Jahresvergleich für April „nur“ sieben Prozent aus. Auch diese Tatsache unterstreicht die rücksichtslose Profitgier der österreichischen Kapitalisten und v.a. die Unfähigkeit und/oder den Unwillen der österreichischen Politiker, die Not immer größerer Bevölkerungsteile zu lindern.
Quelle: ORF