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Suizidalität unter Jugendlichen in Österreich steigt an

In Österreich verzeichnet man einen alarmierenden Anstieg der Suizidalität bei Jugendlichen, der sich in drastisch gestiegenen Fallzahlen und vermehrten Suizidgedanken zeigt. Dieser Trend betrifft bereits Kinder im Volksschulalter.

In den letzten Jahren hat sich ein alarmierender Trend in Österreich abgezeichnet: Die Suizidalität unter Jugendlichen hat drastisch zugenommen. Dies geht aus jüngsten Zahlen und Berichten hervor.

Diese sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2022 verzeichnete die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Med-Uni Wien 200 Jugendliche, die sich nach einem Suizidversuch vorstellten, im Vergleich zu 67 im Jahr 2019. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen Kliniken im Land zu beobachten. Am LKH Süd II in Graz stieg die Zahl der aufgenommenen Kinder und Jugendlichen aufgrund suizidaler Krisen von 103 im Jahr 2018 auf 310 im Jahr 2022. Suizidgedanken finden sich bei mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Jugendlichen, die sich in eine Akutvorstellung begeben.

In der ambulanten Krisenintervention wurde seit 2019 ein Anstieg der Fälle von Suizidalität um 30 Prozent (2021 sogar um 53 Prozent) verzeichnet. Besonders schockierend ist die Feststellung, dass auch immer jüngere Kinder, sogar im Volksschul- und Kindergartenalter, über Suizidgedanken und teilweise konkrete Suizidpläne sprechen.

Kinder entwickeln in der Regel eigentlich erst ab dem neunten bis zehnten Lebensjahr ein Todeskonzept, weshalb Suizidalität selten vor dem elften Lebensjahr zu finden ist. Frühere Suizidalität bei jüngeren Kindern wird auf akute Belastungen und psychische Krisen zurückgeführt.

Die Gründe für diesen dramatischen Anstieg der Suizidalität sind vielschichtig. Fachleute berichten von komplexen psychopathologischen Hintergründen, Belastungsstörungen, depressiven Verstimmungen und Persönlichkeitsstörungen als Auslöser. Positiv zu sehen ist aber, dass Jugendliche vermehrt Hilfe suchen. Die Jugendlichen kommen und holen sich Unterstützung, was auf der einen Seite als Zeichen von Stärke gewertet werden kann, auf der anderen Seite aber auch darauf hinweist, dass die Wartelisten für eine nachhaltige Versorgung zu lang sind.

Die Situation hat auch gravierende Auswirkungen auf das schulische Umfeld und die Gesellschaft insgesamt. Ein Suizid eines Jugendlichen erschüttert nicht nur die Familie, sondern auch Mitschülerinnen und ‑schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie das gesamte soziale Umfeld. Dabei fehlt es oft an Wissen und Information über Präventions- und Hilfsangebote in Schulen.

Expertinnen und Experten der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) fordern dringend die flächendeckende Implementierung von Suizidpräventionsprogrammen in Österreich. Zusätzlich sollten Fördermittel bereitgestellt werden, um internationale Best-Practice-Modelle zur Nachsorge nach Suizidversuchen an die österreichische Realität anzupassen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist der kassenfinanzierte Zugang zu kinder- und jugendpsychiatrischer, psychotherapeutischer und psychologischer Hilfe für alle betroffenen Minderjährigen.

Quelle: derStandard​.at

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