Wien. Die Arbeitslosigkeit in Österreich stieg im August wieder deutlich an. Mit 352.200 Menschen ohne Arbeit, davon 287.458 offiziell arbeitslos gemeldet und 64.798 in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice (AMS), hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt gegenüber dem Vorjahr deutlich verschärft. Dies entspricht einem Anstieg von 9,8 Prozent oder 31.497 Personen.
Besonders betroffen ist die Industrie. Der größte Zuwachs an Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmerinnen und ‑teilnehmern wurde in der Warenerzeugung und Industrie verzeichnet, wo die Zahlen um alarmierende 16,6 Prozent gestiegen sind. Auch andere Sektoren wie der Bau (plus 12,9 Prozent), das Verkehrs- und Lagerwesen (plus 12,2 Prozent), der Handel (plus 12 Prozent) sowie die Gastronomie und Beherbergung (plus 10,1 Prozent) zeigen deutlich, dass die gesamte kapitalistische Wirtschaft in einer Krise steckt.
AMS-Vorstand Johannes Kopf spricht von einer „deutlichen Industrierezession“, die das Land erfasst habe. Doch es ist kein isoliertes Problem der Industrie, sondern ein Ausdruck der kapitalistischen Überproduktion, die sich in einer schwachen Nachfrage und einem stagnierenden Markt niederschlägt. In dieser Situation greifen die Kapitalisten auf ein bewährtes Mittel zurück: die Arbeiterklasse für die Krise zahlen zu lassen.
Obwohl die Arbeitslosenquote mit 6,7 Prozent noch als „drittniedrigste in den letzten zehn Jahren“ dargestellt wird, zeigt sich hinter dieser Statistik die Realität der kapitalistischen Instabilität. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) betont, dass der Arbeitsmarkt trotz „wirtschaftlicher Herausforderungen“ relativ stabil sei. Doch was bedeutet Stabilität in einem System, das auf der Ausbeutung der Arbeiterklasse basiert und in dem die Profite der Kapitalisten stets Vorrang vor den Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen haben?
Besonders spürbar ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Tirol (plus 16,1 Prozent), Oberösterreich (plus 15,5 Prozent), Salzburg (plus 14,9 Prozent) und der Steiermark (plus 14,1 Prozent).
AK-Präsidentin Renate Anderl weist darauf hin, dass vor allem die hohe Zahl an Jugendlichen ohne Job alarmierend ist. Doch anstatt die notwendigen Investitionen in Bildung und Ausbildung zu tätigen, plant die Regierung Kürzungen beim AMS-Budget, was die Situation weiter verschlimmern wird.
Quelle: Der Standard