Im zweiten Wahlgang der rumänischen Präsidentschaftswahl liegt der als „prowestlich“ geltende Kandidat Nicolae Dan laut ersten Exit-Polls mit 54,9 Prozent der Stimmen vorn. Die Wahl fand inmitten gegenseitiger Anschuldigungen über ausländische Einmischung und im Schatten des Ukraine-Kriegs statt – einem zentralen geopolitischen Konflikt, der die politische Ausrichtung Rumäniens entscheidend prägt.
Bukarest. Dans Gegner, der nationalkonservative George Simion, hatte im Vorfeld der Wahl die Integrität des Wahlprozesses infrage gestellt. In einer Pressekonferenz äußerte er Befürchtungen über mögliche Manipulationen. Die rumänische Regierung wiederum sprach von einer „breit angelegten Desinformationskampagne“ in sozialen Netzwerken – insbesondere auf Telegram –, die gezielt auf eine Beeinflussung der Wähler abgezielt habe. Man vermutet dahinter erneut russische Einflussversuche.
Brisanz erhielt die Debatte durch eine öffentlichkeitswirksame Äußerung von Telegram-Gründer Pawel Durow, der – ohne konkret zu werden – der französischen Regierung vorwarf, sich in die rumänischen Wahlen einmischen zu wollen. Paris wies die Anschuldigungen entschieden zurück.
Simion gilt als Ersatz Kandidat für Cristian Gheorghiescu, einem als prorussisch eingestuften Politiker, der im ersten Wahlgang im November mit 22,94 Prozent auf Platz eins landete. Gheorghiescu wurde jedoch von der Wahl ausgeschlossen – eine Entscheidung der rumänischen Behörden, die international, etwa aus Kreisen der US-Republikaner unter Donald Trump, als „Angriff auf die Demokratie“ kritisiert wurde.
Nicolae Dan hatte im Wahlkampf betont, dass Rumänien an einem Wendepunkt stehe: „Die Wähler müssen sich zwischen zwei diametral entgegengesetzten Wegen entscheiden – einem westlich orientierten Kurs gegenüber einem antieuropäischen, einer offenen Wirtschaftspolitik gegenüber wirtschaftlicher Abschottung.“
Das offizielle Wahlergebnis wird im Laufe des Montags erwartet. Die politische Polarisierung und der internationale Druck machen bereits jetzt deutlich, dass diese Wahl über Rumäniens Grenzen hinaus Bedeutung hat – auch als Seismograf für den Einfluss von NATO und Russland auf Südosteuropa.
Quelle: 902.gr