Der 1937 in Bremen geborene Theaterregisseur und Intendant Claus Peymann starb am 16. Juli in Berlin. Nach den frühen Stationen seines Wirkens als Schauspieldirektor in Stuttgart (1974–1979) und Intendant am Schauspielhaus Bochum (1979–1986) führte ihn sein weiterer künstlerischer Weg nach Wien, wo er als Direktor des Wiener Burgtheaters (1986–1999) besondere Bekanntheit erlangte. Er selbst bezeichnete diese Zeit als „Königsetappe“ seines Schaffens.
Vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist die Premiere des von der Boulevardpresse vorab skandalisierten Stückes „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard im Jahr 1988. Bernhard, der sich ebenso wie Peymann in der Rolle des Bürgerschrecks gefiel, hatte zum „Bedenkjahr“ eine schonungslose Abrechnung mit einem Österreich geschrieben, in dem mit FPÖ-Obmann Jörg Haider der Rechtspopulismus seinen Aufstieg begann. Bernhard schrieb eine messerscharfe Kritik des österreichischen Umgangs mit der NS-Vergangenheit. Aussagen wie „In Österreich gibt es heute mehr Nazis als 1938“ führten zu einem Sturm der (scheinheiligen) Entrüstung. Die Hauptfigur, eine jüdische Rückkehrerin, hört noch immer das „Sieg Heil“-Geschrei vom Heldenplatz – eine Anspielung auf Hitlers Rede 1938. Die Premiere musste unter Polizeischutz stattfinden, begleitet von Buhrufen und Protesten, jedoch mit einem 30-minütigen Publikumsapplaus am Schluss der Vorstellung. Das Stück wurde in den Jahren 1988–2000 über 120 mal am Wiener Burgtheater gespielt.
Für Aufreger sorgten auch immer wieder Stücke von Peter Handke, Peter Turrini und der späteren Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, von denen viele Premieren waren. Handke als gebürtiger Österreicher und Literat von Weltrang wurde hierzulande auch in erster Linie als Störenfried in der Friedhofsruhe der von Sozialpartnerschaft und Kapitalherrschaft erdrückten Gesellschaft empfunden. Peter Turrini und Elfriede Jelinek wurden zu dieser Zeit bekämpft, weil sie die Finger in die Wunden des Kapitalismus und – im Fall von Jelinek – des Patriarchats legten. In Turrinis Stücken ging es immer wieder auch um das Leben und die Probleme der Arbeiterklasse und der „kleinen Leute“, die er in Diskussionen mit (kommunistischen) Arbeitern und Betriebsräten auch hautnah kennenlernte.
Nach seinem Abschied aus Wien wirkte Claus Peymann von 1999 bis 2017 als Intendant des von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensemble-Theaters. Bis zuletzt arbeitete er an verschiedenen Bühnen in Deutschland.