Bei der Wiedergeburt Österreichs 1945 erklangen nicht selige Walzerklänge, sondern donnerte die Stalinorgel, meinte der Künstler Alfred Hrdlicka (1928–2009) treffend. So gerne die antikommunistische Staatsraison, der Opfermythos, die Leugnung des kommunistischen Widerstandes und die Diffamierung der Roten Armee der Sowjetunion in Österreich (immer) wieder en vogue sein mögen, so bleibt es eine historische Tatsache:
Am 13. April 1945 konnte die Rote Armee die Schlacht um Wien, die am 6. April begonnen hatte, für sich entscheiden. Die österreichische Hauptstadt wurde befreit von Faschismus und deutscher Fremdherrschaft. Nur zwei Wochen später erklärte die Provisorische Regierung aus SPÖ, ÖVP und KPÖ die Unabhängigkeit Österreichs von Deutschland und die Wiedererrichtung der demokratischen Republik in den Grenzen von 1938. Ohne Unterstützung der UdSSR und die immense Opferbereitschaft der ruhmreichen Roten Armee wäre dies nicht möglich gewesen, selbiges gilt für den Staatsvertrag und das Neutralitätsgesetz von 1955.
In Erinnerung an die Kämpfe um Wien steht am Schwarzenbergplatz, im Grenzbereich zwischen 1., 3. und 4. Wiener Gemeindebezirk, das große Heldendenkmal der Roten Armee. Die Inschrift auf der Steintafel vor dem Monument lautet: „Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee, die für die Befreiung Österreichs vom Faschismus gefallen sind. April 1945.“ Am oberen Rand der Kolonnade steht in russischer Sprache: „Ewiges Heil den Helden der Roten Armee, die gefallen sind im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Landräuber, für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker Europas.“
Bei der Enthüllung dieses Denkmals am 19. August 1945 meinte der sozialdemokratische Kanzler Karl Renner (1870–1950): „Die späteren Geschlechter werden in Andacht erschauernd erkennen: Die kühnen Heldentaten der Roten Armee, die heilige Opferbereitschaft der Sowjetsoldaten und die meisterhafte Führung ihres Generalissimus Stalin haben das fluchwürdige Regime des völkervernichtenden Nationalsozialismus beseitigt … Felsenfest wie dieses Denkmal ist unser Vertrauen und unsere unvergängliche Dankbarkeit für die Rote Armee.“
Ganz so weit her war es mit der von Renner beschworenen Dankbarkeit dann allerdings auch wieder nicht. „Sichtbarmachung war dem Wiener schon immer zuwider“, stellte der Künstler Alfred Hrdlicka 1975 fest. „Eine Sowjetdelegation, die eigens zu einer Kranzniederlegung am ‚Russendenkmal’ angereist kommt, erregt nur sein Kopfschütteln. Das schlichte Faktum, dass nun einmal Russen für Wien und nicht Wiener für Moskau gestorben sind, geht ihm nicht in den Kopf. Die Geburtshilfe der Sowjetunion, der man nachsagt, sie sei der Feind Nummer Eins der westlichen Demokratie, zählt zu unseren großen Verdrängungen, und so sind wir staatlich verpflichtet, weil wir es aus freien Stücken sicher nicht täten, das ‚Russendenkmal’ am Schwarzenbergplatz stehen zu lassen. Ich finde das grotesk.“
Nun – wer nicht feiert, hat verloren, heißt es. Am 9. Mai 2025 um 17.00 Uhr feiern die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) und die Jugendfront vor dem sowjetischen Heldendenkmal am Wiener Schwarzenbergplatz das 80. Jubläum der Befreiung und des großen antifaschistischen Sieges von 1945.