„Hoch lebe die Befreiung!“ – Der BTA ehrte sowjetische Opfer des Faschismus in Amras und prangerte ungesühnte NS-Verbrechen von Swarovski & Co an.
Innsbruck. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Österreichs vom Faschismus hat der Bund Tiroler Antifaschisten (BTA) am Sowjetdenkmal auf dem Amraser Soldatenfriedhof eine Gedenkveranstaltung abgehalten. Vor den Gräbern von 105 sowjetischen Bürgern und Soldaten legten die Teilnehmer rote Nelken nieder und hielten eine Schweigeminute.
In seiner Rede betonte der BTA-Vorsitzende Tobia Carfora: „Am 8. Mai geht es einerseits um die Befreiung vom Faschismus, andererseits ist es auch ein Gedenktag denjenigen zu Ehren, die für diese Befreiung ihr Leben ließen. Am Sowjetdenkmal stehen wir richtig, denn die Sowjetunion trug die Hauptlast des Krieges, sei es auf militärischer Seite, sei es im Hinblick auf die hohen Todeszahlen in der Zivilbevölkerung.“
Keine Entnazifizierung in Tirol
Lokalgeschichtlich verwies er auf die brutale Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Tirol: „Dr. Walter Waizer, Kreisleiter, Bezirkshauptmann der NSDAP und Geschäftsführer des Industrieverbandes sowie der Messerschmittwerke in Kematen war ab 1943 auf die billige Arbeitskraft von u.a. sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und ‑arbeitern angewiesen, Menschen wie diesen, die hier liegen, diese bei Bedarf züchtigte, Nahrungsentzug und Freizeitsentzug verordnete oder sie ins Arbeitserziehungslager Reichenau internieren ließ.“
Kritisch ging der Redner auf die verpasste Entnazifizierung ein: „Dr. Walter Waizer verbüßte kaum eine Haftzeit, übernahm nach der Befreiung Führungspositionen bei Swarovski und starb als Ehrenbürger der Stadt Schwaz.“ Auch Alfred Swarovski, der deutschnationale Patriarch des Kristallkonzerns, sei nie für seine NS-Verstrickungen zur Rechenschaft gezogen worden.
Die Heuchelei der Herrschenden
Mit Bezug auf aktuelle politische Entwicklungen warnte er vor Geschichtsfälschung und Instrumentalisierung des Antifaschismus: „Imperialismen und insbesondere die imperialistischen Staaten selbst können weder antiimperialistisch, noch antifaschistisch agieren. Das liegt an ihrem monopolkapitalistischen Wesen und an dem vielfältigen Spektrum an Mitteln, das den bürgerlichen Staaten zur Verfügung steht, um die Arbeiterbewegung im Bedarfsfall niederzuschlagen.“ Besonders verurteilte er die Heuchelei westlicher Staaten, die einerseits des Holocausts gedenken, andererseits den Völkermord an Palästinenserinnen und Palästinensern ignorieren.
Zum Abschluss wurde das Gedicht „Töte ihn!“ von Konstantin Simonov vorgetragen, das 1942 in der Zeitung Krasnaja Zvezda erschien. Der BTA-Vorsitzende erklärte dazu: „Dieses Gedicht wurde am Samstag, den 18. Juli 1942, also vor 83 Jahren in der Zeitung Krasnaja Zvezda abgedruckt und den Frontsoldaten überbracht.“
Mit den Worten „Hoch lebe der Tag der Befreiung! Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit!“ endete die Kundgebung.