Gastbeitrag von Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i. R. für Geschichte an der Universität Innsbruck.
Vorbemerkung
Am 13. Juni 2025 hat der tagtäglich im Gazastreifen das palästinensische Volk mit seinen Kindern mordende zionistische Staat Israel unter seinem Führer Benjamin Netanjahu (*1949) die islamische Republik Iran unter dem völkerrechtswidrigen Vorwand überfallen, dessen von den USA und Israel unabhängigen Staaten akzeptierte wissenschaftliche Programm für die friedliche Entwicklung der Nutzung der Atomenergie auszuschalten. Seit Jahren sammeln die beiden Schurkenstaaten Israel und die USA gemeinsam und umfassend elektronische Informationen über den sich ihnen nicht unterwerfenden Iran, der eines der fünfzig Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen war und Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages (1968) ist. Barack Obama (*1961) erzählt, dass sein „Job Befehle zur Tötung von Menschen“ beinhaltet und er als Präsident der USA (2009–2017) eine monatliche Sitzung im Situation Room leitete, „bei der sämtliche Geheimdienste zusammenkamen, um aktuelle Entwicklungen zu besprechen und die Koordination der Aktivitäten zu gewährleisten“.[1] Ausgezeichnet von der Werbebranche für die beste Marketingkampagne wie mit dem Friedensnobelpreis hat er die menschenverachtende US-Politik seines Vorgängers George W. Bush (*1946) durch den ohne jede Legitimation angeordneten Einsatz von Terrorwaffen (Drohnen) und Spezialeinheiten mit Tötungsauftrag weiterentwickelt.[2] Die Folter wird von den USA angewandt[3], in Israel geschieht das tagtäglich wie Berichte der Ärzte ohne Grenzen aus dem Megiddo-Gefängnis (Haaretz) dokumentieren.[4]
Zwölf Tagen nach dem terroristischen Überfall des zionistischen Israels auf den muslimischen Iran wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Die amtierende Außenministerin der neutralen Republik Österreich Beate Meinl-Reisinger (*1978) eilte am 30. Juni 2025 zu ihren „Freunden“ in den Völkermordstaat Israel, denn, so erklärte sie, „ein Besuch in Israel ist ein Besuch bei Freunden“.[5] Mit unverbindlicher Caritas appelliert sie zur „humanitären Hilfe“ für die tagtäglich von israelischen Soldatinnen und Soldaten massakrierten und ausgehungerten, an das Kreuz geschlagenen Palästinensern, lässt sich „von den schrecklichen Folgen eines iranischen Angriffs auf ein ziviles Ziel in der Nähe der Österreichischen Botschaft“ informieren und betont vor allem die Stärkung der strategischen Partnerschaft zwischen Österreich und Israel. Unter den prominenten politischen Profiteuren dieser österreichisch-israelischen Partnerschaft sind Exbundeskanzler Sebastian Kurz (*1983) und der mit einer bei der Europäischen Investitionsbank installierten „Trafik“, wie solche Versorgungen auf „altösterreichisch“ in Tschechien definiert werden, belohnte und als zionistischer Kollaborateur mit dem Israel Friendship Award behängte Exbundeskanzler Karl Nehammer (*1972). Von Israel eilte Meinl-Reisinger, der Aufrichtigkeit und Mut einer ihrer Generation angehörenden Francesca Albanese (*1977) völlig fehlt, am 4. Juli d. J. in den Tiroler Festspielort Erl.[6] Als begabte Schauspielerin auf der politischen Bühne wurde sie dorthin zur Dekoration jenes Hans Peter Haselsteiner (*1944) beordert, der einer der Hauptsponsoren und Profiteure der ihm und den Reichen Österreichs nützlichen Politik der Partei NEOS ist.
Österreich mit dem „Roten Wien“ erinnert sich in den 1960er Jahren aus Anlass der Besuche des Schahs von Persien an das k. u. k. Hofzeremoniell.
In der traditionellen österreichischen Kulturgeschichte ist der Iran als militärischer Gegner des antiken Griechenlands bekannt.[7] Der im Frühjahr 334 beginnende siegreiche Perserfeldzug von Alexander d. Großen (356–323 v. u. Z.) wurde von Lehramtskandidaten für Geschichte als Grundwissen vermittelt. An der Universität Innsbruck brachte nach 1945 der die Jahre zuvor „rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat“ eintretende Althistoriker Franz Hampl (1910–2000) Generationen von Gymnasiallehrern die „dämonische Kraft, die Alexander ausstrahlte“, nahe.[8] Im Koran wird auf den Schüler von Aristoteles (384–322 v. u. Z.) Alexander d Großen als „der mit den zwei Hörnern“ Bezug genommen.[9] Mit den beiden „Hörner“ erreicht er Aufgang und Untergang der Sonne. Gramsci (1891–1937) meinte in seinen Gefängnisjahren, dass der Kult um den Gottkaiser Alexander d. Großen in einer Linie zum Papst als „unser aller Vater“ führt.[10] Im 19. Jahrhundert wurde Persien für die englische Kolonialpolitik interessant. Trotz der vielen Widersprüche zwischen Afghanistan mit seinem orthodoxen mohammedanischen Glauben und dem schiitischen Persien verbündeten sich beide gegen das zaristische Russland. Karl Marx (1818–1883) schreibt in der „New-York Daily Tribune“ 1857: „Weil sie Russland als ihren natürlichen Feind ansahen, wurden beide Völker, die Perser und die Afghanen, dazu bewegt, England als ihren natürlichen Verbündeten zu betrachten“.[11] Die Engländer blieben auf Dauer in Persien und nutzte ihre Position, um dieses innen- und außenpolitisch gegen die Sowjetunion zu instrumentalisieren. Das von Wladimir I. Lenin ausgearbeitete „Dekret über den Frieden“ der russischen Revolutionäre vom 26. Oktober 1917, das die Möglichkeit, „die einfachen Gesetze der Sittlichkeit und der Gerechtigkeit“ und „das internationale Prinzip des Friedens“ international ausbreiten wollte, fand keine universale Ausbreitung. „Die Frage des Friedens ist die aktuellste, die alle bewegende Frage der Gegenwart“ – heißt es in diesem Dekret.[12]
In Persien ergriff 1925 die Dynastie der Pahlavi, ein Name, der die vorislamische Hochsprache Persiens bezeichnet, die Herrschaft. Die Unabhängigkeit des Riesenlandes Persien, das als offiziellen Staatsnamen 1934 Iran annahm, scheiterte nach dem zweiten Weltkrieg infolge des Kalten Krieges und der Tyrannei des seit 1941 regierenden Mohammed Rezâ Schah (1919–1980). Die durch den Ölreichtum ermöglichten kapitalistische Investitionen führte zum Reichtum einer kleinen Oberschicht, die Masse der Menschen blieb arm und konnte mit ihrer Treue zum schiitischen Glauben mit der das erniedrigenden Profitwirtschaft nichts anfangen. Das Volk sah in den Reichen notfalls mit Gewalt zu vertreibende Parasiten. Die CIA veranlasste im August 1953 den Sturz des irgendwie demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mohammad Mossadegh (1882–1967), um durch die Alleinherrschaft des Schahs Rezâ Pahlevi unmittelbaren Zugriff auf die iranischen Ölfelder zu erhalten. Führender Kopf des CIA-Umsturzes war der aus der amerikanischen Oligarchie stammende Kermit Roosevelt (1916–2000), der dann Vizepräsident der Gulf Oil wurde. Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark (1927–2021) schreibt in seinem viel zu wenig beachteten Buch „US-Kriegsverbrechen am Golf“ darüber.[13]
Schah Rezâ Pahlevi war Repräsentant des globalen imperialistischen Systems, die weltweit für den Profit bewusst die Tötung der Armen in Kauf nimmt. Im Rückblick auf die ihm vermittelte europäische Geschichte hat dieser Schah die Vertreibung der ihm nahestehenden habsburgischen Räuberdynastie durch die Völker als einen grundlegenden Fehler für Europa bedauert. Ein solcher Fehler waren dem Schah auch die Beschlüsse von Jalta am Ende des zweiten Weltkrieges (4. – 11. Februar 1945), mit denen die Regierungschefs der UdSSR, der USA und Großbritanniens Grundsätze über das vom deutschen Faschismus befreite Europa deklariert haben. Hans J. Thalberg (1916–2003), der Bruno Kreisky (1911–1990) bei dessen außenpolitischen Agenden als Minister (1959–1966) und als Bundeskanzler (1970–1983) beratend zur Seite gestanden ist, erzählt in seinen Memoiren davon. Vom 9.–12. Oktober 1960 hat Bruno Kreisky Teheran besucht. Hans J. Thalberg war dabei und erinnert sich an das vom Schah Rezâ Pahlevi für einen kleinen Kreis gegebene Essen: „Man speiste auf Gold, den sechzehn Gästen wurde von zehn Dienern serviert“.[14] Bruno Kreisky konzentrierte sich vor allem auf die von ihm gesehenen Möglichkeit, sich für den Frieden zwischen den Staaten Israel und Palästina einzusetzen.[15] Deshalb wurde Bruno Kreisky von den Zionisten mit perfiden Argumentationen diskriminiert.
Vom „Roten Wien“ und aus dem noch heute nach Leopold I. (1640–1795), der 1669 die Vertreibung der Juden aus Wien angeordnet hat, benannten Hofburgtrakt wurde der „König der Könige“ aus Persien alleruntertänigst begrüßt. Am 18. Mai 1960 hat der Bürgermeister des „roten Wiens“ Franz Jonas (1899–1974) „Seine Majestät, den Schah in Schah von Iran“ um eine Unterschrift in das Goldene Buch der Stadt gebeten.[16] Der dachte vor allem an die medizinische Versorgung durch den weltweit bekannten Internisten Karl Fellinger (1904–2000), den er mit großem Gefolge im Spätsommer 1962 bei einem inoffiziellen Besuch erstmals konsultierte und auf dessen Rat hin sich mit ihm nicht in Bad Ischl, sondern in Gastein erfrischte. Der Wiener Mediziner Fellinger wurde langjähriger „Leibarzt“ des Schahs und dessen Gast in Teheran.[17]
Am 25. Jänner 1964 reiste der Schah mit Ehefrau Farah Diba (*1938) im „Salonwagen“ des die Olympischen Winterspiele eröffnenden, seit 1957 in der Tradition sozialistischer Staatsbeamter amtierenden Bundespräsidenten Adolf Schärf (1890–1965) nach Innsbruck und von dort in die Axamer Lizum. Wenige Tage vor den Jubelberichten der dominanten „Tiroler Tageszeitung“ über den Verlauf der Olympiade bringt dieses quasi notariell beglaubigte „Unabhängige Österreichische Volksblatt“ ein „TT-Sonderinterview“ mit dem sich auf einer Österreichreise befindlichen US-Landwirtschaftsminister Dr. h. c. Ezra Taft Benson (1899–1994), der sich auch als Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzte Tage zu Wort meldete. „Sanft in Stimme und Gebärde“ sagte er der „Tiroler Tageszeitung“ (23. Jänner 1964): „Auf das Wort eines Russen konnte man früher Häuser bauen; das Wort eines Kommunisten jedoch gilt nichts. Die Kommunisten brechen Verträge, kommen später darauf zurück, wie wenn nichts gewesen wäre, gerade so wie sie es brauchen und wie sie es bei Karl Marx gelernt haben. Die christlichen Prinzipien von Vertragstreue, Ehrenhaftigkeit im Umgang selbst mit dem Gegner, halten sie für Dummheiten, die sie mit allen Mitteln auszunützen bestrebt sind“. Als die drei Grundpfeiler der Völker des Westens nennt dieser amerikanische Missionar: „Freies Unternehmertum, freie Marktwirtschaft und Privateigentum“. Unbekannt bis in die Gegenwart herauf sind drei „Grundpfeiler“ der kommunistischen Gesellschaft: „das Land, die Fabriken, die Arbeit ist gemeinsam – das ist Kommunismus“, definiert Wladimir I. Lenin (1870–1924) für die Jugendverbände.[18]
Seine schwere Grippe hinderte Adolf Schärf nicht, ein Jahr später den nach Gastein weiterreisenden Schah am 16. Februar 1965 vom Wiener Flughafen abzuholen.[19] Für mehrere Millionen Schilling ließ sich der Schah 1966/1967 einen mit Blattgold überzogenen Imperialwagen nach dem Muster der Habsburger Kutschen in Wien herstellen, der heute im Nationalen Automuseum des Iran, wo auch ein dem Schah von Adolf Hitler (1889–1945) geschenkter Mercedes Benz 500K ausgestellt wird, zu besichtigen ist.[20] Den damaligen (1966–1968), von der ÖVP gestellten Außenminister Lujo Tončić-Sorinj (1915–2005) besuchte der Schah in dessen Wohnung privat.[21]
Am 27. Oktober 1967 fand der Wiener Imperialwagen bei der Kaiserkrönung des Schahs und seine Frau Farah Verwendung. Aus diesem Anlass wurden, wie Leibarzt Fellinger sich erinnert, für das Service in einem riesigen Raum für die vielen Gästen, unter denen auch die sozialistischen Länder prominent vertreten waren, wurden „erstklassige Kellner aus Schweizer Hotels eingeflogen“.[22] Auf diese Idee ist selbst ein René Benko (*1977) nicht gekommen.
Ab Jahresbeginn 1979 muss Österreichs Politikprominenz auf die Huld des Schahs Pahlavi wegen des Sieges der Muslime im Iran verzichten
„Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen
diejenigen, die gegen euch kämpfen …“
Koran 2, 190
Seit den 1950er Jahren wurde in Österreich durch Demonstrationen von an österreichischen Universitäten inskribierten persischen Studenten das sich im Iran gegen die brutale und religionsfeindliche Dekadenz des Schahregimes sammelnde revolutionäre Potential allmählich bekannt, wenn auch nicht erkannt. Die österreichische Polizei drangsalierte demonstrierende persische Studenten. In Innsbruck wurden Anfang 1964 fünf persische Studenten, die für die Freilassung ihrer in Persien festgehaltenen Professoren und Kollegen protestierten, festgenommen.[23] Entgegen aller universitärer Tradition ersuchte am 17. Dezember 1965 der Rektor der Innsbrucker Universität Franz Lakner SJ (1900–1974), ein Jesuit, über ein Blitztelegramm den Schah um die Begnadigung zweier zum Tode verurteilter persischer Akademiker. Bruno Kreisky hatte nach telefonischer Vorabverständigung durch den Rektor keinen Einwand erhoben, es würden vom außenpolitischen Standpunkt keine Bedenken bestehen, der Rektor könne also „nach seinem Gewissen“ handeln.[24]
Zum öffentlichen Protest im Namen der islamischen Revolutionäre gegen das Terrorregime des Schahs hat im Juni 1963 erstmals der aus einer Familie in Chomeyn stammende Ayatollah Rûhollâ Khomeyni (1902–1989) aufgerufen.[25] Nach Auffassung jener, die den Islam vertreten, war es eine nationale Schande, wie der Schah mit Willkür die oberste Herrschaft im eigenen Interesse im Iran in Anspruch nahm. Für den Islam gibt es für den Menschen nur die Loyalität und Unterordnung gegenüber Gott, auf den das Volk hört. Der Islam will keine Passivität gegenüber der Gesellschaft, er will als Religion, dass seine Anhänger für die universale Erweiterung der muslimischen Gemeinschaft tätig sind. Seit Herbst 1978 forderten Prediger des Islam wie Khomeyni offen die Errichtung einer Islamischen Republik Iran.
Nach Auffassung des österreichischen Botschafters in Teheran Christoph Cornaro (1931–2022), ein Wiener katholischer Adeliger, berichtet am 14. September 1978 nach Wien mit dem Betreff „der Stern der Pahlavis im Sinken“, dass die „Entwicklung der iranischen Szene in den letzten Wochen so rasant [war], dass jeder Versuch eines zusammenfassenden Berichts noch vor Abfertigung überholt war. Während der 61 (!) Tage Heimaturlaub des Gefertigten hatte sich das Land gewandelt“.[26] Die Regierung von Dschamschid Amusgar (1923–2016) habe, so Botschafter Cornaro, trotz seines Liberalisierungsprogramms „einen grossen taktischen Fehler dadurch begangenen, dass sie gegen den in Irak exilierten, nach vielfacher Ansicht von Moskau unterstützten Schiitenführer Khomeine loszog und ihn zu discreditieren suchte. Es soll etwa zu Jahresbeginn stärkster Druck auf eine Zeitung ausgeübt worden sein, Khomeine in Leitartikeln als Russensöldling darzustellen. Diese Campagne hat in Kreisen der iranischen Mullahs Empörung, Demonstrationen, dann Gegenaktionen mit Toten hervorgerufen und eine dem islamischen Rhythmus der Trauertage entsprechende Eskalation von frommen von Bankenzerstörung begleiteten Manifestationen zur Folge gehabt. Der Einfluss Khomeines, eines erklärten Feindes der Pahlavis und eines der Prätendenten um die seit einiger Zeit vakante oberste Führung der Schiiten in Persien, war von der Regierung totalunterschätzt worden. Die Schiiten des Landes hatten den Angriff auf einen der Ihren zum Signal genommen, sich gegen den von der westlichen Konsumgesellschaft beeinflussten, säcularen, islamfremd-fortschrittlichen Staat zur Wehr zu setzen. Unruhen zu den heiligen Zeiten in verschiedenen Städten des Landes standen dann auf der Tagesordnung, wobei diese in der Regel von den Moscheen ihren Ausgang nahmen, an die sich aber alle anderen unzufriedenen Gruppen, darunter die zahlreichen vom wirtschaftlichen Aufschwung übersehenen, die politisch frustrierten Intellektuellen und Studenten, aber sich auch linksextreme Elemente, anschlossen.“ Botschafter Cornaro berichtet weiter nach Wien, dass die vom Schah neu eingesetzte Regierung von Dschafar Scharif-Emani (1910–1998) nicht wirklich einen Neuanfang bedeutete:
„Seine Bemühungen um eine Verständigung mit dem Klerus und der laizistischen Opposition haben nach zwei Wochen bereits zu den eingangs erwähnten Massendemonstrationen von Hunderttausenden und dem mit Waffengewalt und hunderten Toten eingeführten Ausnahmezustand geführt. […] Mit Hilfe des Ausnahmezustandes – der wahrscheinlich wirklich das Regime gerettet hat – wurde oberflächlich der status quo ante wiederhergestellt; er hat aber eine tiefe Kluft hinterlassen, die die Regierung kaum überbrücken können wird, und gezeigt, auf wie schwacher politischer Basis – hiebei ist das Militär ausgeklammert – die Dynastie ruht. Schah Mohammed Reza’s Atouts sind aber noch immer erheblich: 1) Die Führung der Armee gilt als ihm ergeben; wenn sie allerdings zu häufig gegen die eigenen Leute eingesetzt wird, könnte sich dies ändern. 2) Die Opposition hat weder Konzept noch Führerpersönlichkeiten. Auch der Ruf der (rivalisierenden) Schiitenführer nach Einführung der Koran-konformen Gesellschaft lässt viele denkenden Perser erschauern. 3) Die Unterstützung des Westens, dem sich der Schah verbunden hat, scheint mit dem Wanken des Regimes wieder im Wachsen. Der telefonische Anruf Carters[27] aus Camp David, in dem er nach Ausrufung des Ausnahmezustands seine Unterstützung für den Schah dokumentiert und gleichzeitig die Hoffnung ausgedrückt hat, die Öffnung zur politischen Liberalisierung würde anhalten, war eine vielbeachtete Geste. Dem steht 4) der offenkundige Appetit de Sowjets nach den Warmwasserhäfen im Indischen Ozean und deren naheliegende Unterstützung jeder Unruhe in Iran als Abschreckung für besonnene Elemente gegenüber. Dennoch ist nicht zu verhehlen, dass die anti-Schah-Stimmung ein sehr grosses Ausmass erreicht hat. Dazu kommt, dass angesichts des Zusammenbruchs der Einheitspartei, die nie Fuss gefasst hatte, von Regimeanhängern kaum etwas zu hören ist, und schliesslich entspricht es der persischen Mentalität, sich vom Verlierer rechtzeitig zu distanzieren“.
Der renommierte österreichische Botschafter Cornaro berichtet nach Wien an das Außenministerium so wie es die Konstante solcher, die demokratische Öffentlichkeit scheuenden Diplomaten ist. Ihr Blick und Parteinahme für die dem Westen nützliche Macht wird unter allen Bedingungen beibehalten. Am 16. Jänner 1979 entzog sich der Schah durch Flucht aus dem Iran seiner Verantwortung vor dem iranischen Volk. Auf sein ins Ausland verschobenes, auf Kosten der Armen geraffte riesige Vermögen hatte er sicheren Zugriff, es war ja sein „Privateigentum“. Die islamische Republik Iran, mit dessen Regierung Papst Franziskus (1936–2025) für den gemeinsamen Frieden zusammengearbeitet hat,[28] wird von der imperialistischen Globalpolitik, der sich das neutrale Österreich als Lakai andient, immer wieder bedroht. Dieser Papst Franziskus hat zur Empörung der kriegstüchtigen deutsch-österreichischen Theologen die israelischen Terroristen an die Wort des Evangelisten Johannes (8, 44): „Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit, denn es ist keine Wahrheit in ihm. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm“.[29]
[1] Barack Obama: Ein Verheissenes Land. Penguin Verlag. 1. A. München 2024, S. 496 f.
[2] Noam Chomsky: Wer beherrscht die Welt? Die globalen Verwerfungen der amerikanischen Politik. Aus dem Amerikanischen von Karlheinz Dürr, Norbert Juraschitz und Hainer Kober. Ullstein Verlag Berlin 2016.
[3] Chomsky, Wer beherrscht die Welt, S. 47.
[4] Haaretz Exposé | Haaretz Exposé: Unterernährung, Krankheit und Tod – die Routine für palästinensische Gefangene im israelischen Megiddo-Gefängnis – Israel News – Haaretz.com
[5] Außenministerin Meinl-Reisinger in Israel: Rückkehr zur Diplomatie, Waffenstillstand und Freilassung der Geiseln sowie humanitäre Hilfe für Zivilbevölkerung in Gaza – BMEIA – Außenministerium Österreich
[6] Europakritik und Zuversicht zur Eröffnung – tirol.ORF.at
[7] Vgl. Monika Gronke: Geschichte Irans. Von der Islamisierung bis zur Gegenwart. C. B. Wissen München, hier 5. aktualisierte Auflage 2016.
[8] Franz Hampl: Alexander der Grosse. Musterschmidt- Verlag. Persönlichkeit und Geschichte. Band 9. Göttingen 1958, hier S. 87. Universitätsarchiv Leipzig, Personakte Franz Hampl. Handschriftliche Erklärung von Franz Hampl vom 24. Februar 1937, Leipzig. Sandy Muhl-Stockmann vom Archiv der Universität Leipzig besten Dank!
[9] Der Koran. Aus dem Arabischen neu übertragen von Hartmut Bobzin unter Mitarbeit von Katharina Bobzin. Verlag C. H. Beck München 2010, Sure 18, 83 (S. 260) und S. 696 (Anhang); Al-Bīrunī: In den Gärten der Wissenschaft. Reclam Leipzig 1991, S. 129‑1321 (Alexander mit den zwei Hörnern und der eiserne Wall).
[10] Antonio Gramsci: Gefängnishefte. Band 3 hg. von Klaus Bochmann und Wolfgang Fritz Haug. Argument Verlag 1992, S. 690 f.
[11] Karl Marx: Der Krieg gegen Persien. MEW 12 (1972), S. 117–122, hier S. 118.
[12] Lenin, Werke 26 (1974), S. 239–243; vgl. auch W. I. Lenin: Über die friedliche Koexistenz. Dietz Verlag Berlin 1965.
[13] Lamuv Verlag Göttingen 1993, hier S. 31.
[14] Hans J. Thalberg: Von der Kunst, Österreicher zu sein. Erinnerungen und Tagebuchnotizen. Böhlau Verlag Wien / Köln / Graz 1984, S. 454.
[15] Vgl. Erich Bielka / Peter Jankowitsch / Hans Thalberg (Hg.): Die Ära Kreisky. Europaverlag Wien / München / Zürich 1983.
[16] Mai 1960 – 1960 – Presse-Service
[17] Karl Fellinger: Arzt zwischen den Zeiten. Paul Zsolnay Verlag Wien / Hamburg 1984, S. 93–113.
[18] W. I. Lenin, Werke 31 (Berlin 1971), S. 286.
[19] Dr. Adolf Schärf, Wiener Zentralfriedhof
[20] National Car Museum of Iran | Automuseums.info; Erwin M. Auer: Der persische Krönungswagen aus Wien. Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 30/31 (1974/1975), S. 177–188; freundliche Hinweise verdanke ich Dr. Mario Döberl vom Kunsthistorischen Museum Wien!
[21] Michael Gehler: Österreichs Außenpolitik der Zweiten Republik. Von der alliierten Besatzung bis zum Europa des 21. Jahrhunderts. Band 1. StudienVerlag Innsbruck / Wien / Bozen 2005, S. 325 (Foto).
[22] Fellinger, Arzt, S. 111.
[23] Universitätsarchiv Innsbruck.
[24] Aktenvermerk Universitätsarchiv Innsbruck. Univ. Doz. Dr. Peter Goller besten Dank!
[25] Gronke, Geschichte Irans, S. 107.
[26] Botschaftsberichte aus Teheran. Staatsarchiv Wien. Für immer freundliche Hilfe danke ich Herrn Dieter Lautner sehr herzlich!
[27] Jimmy Carter (1924–2024)
[28] Papst an Gäste aus Iran: Gemeinsam am Frieden arbeiten – Vatican News
[29] Die Bibel. Einheitsübersetzung. Katholische Bibelanstalt Stuttgart 12. A. 2015, S. 1194; Schreiben des Heiligen Vaters an die Katholiken im Nahen Osten (7. Oktober 2024) | Franziskus; https://zeitungderarbeit.at/feuilleton/die-wahrheit-ist-konkret/