Am gestrigen Dienstag verstarb mit Wladimir Schatalow (1927–2021) einer der bedeutendsten Kosmonauten der UdSSR.
Moskau. Der sowjetische Raumfahrer Wladimir Alexandrowitsch Schatalow ist am 15. Juni im Alter von 93 Jahren verstorben. Er flog dreimal ins All und vollführte dabei Pionierleistungen. Nach der Kosmonautenausbildung 1963–1965 erfolgte im Frühjahr 1969 sein erster Einsatz an Bord der Sojus 4 als Solobesatzung. Am 14. Jänner dieses Jahres startete er vom kasachischen Baikonur, am darauffolgenden Tag gelang erstmalig ein Andockmanöver im Weltraum: Beim Rendezvous mit Sojus 5 führten die beiden sowjetischen Raumschiffe eine Koppelung durch, zwei Mann stiegen um und kehrten mit Schatalow zur Erde zurück. Beide Ereignisse sind Erstleistungen der Raumfahrtgeschichte.
Raumflüge und Erfolge
Im Herbst 1969 kam es zum zweiten Einsatz von Schatalow, diesmal als Kommandant der Sojus 8: Er sollte am 13. Oktober ein Andockmanöver zwischen Sojus 6 und 7 leiten, also gleich drei Raumschiffe kommandieren. Aufgrund des Ausfalls des automatischen Annäherungssystems versuchte er eine Steuerung „per Hand“, doch schließlich kehrte man am 16. Oktober unverrichteter Dinge zurück. Nach der Landung war Schatalow mit insgesamt acht Tagen Aufenthalt im All jedoch ein anderer Rekord gelungen: Er war nun der erfahrenste Kosmonaut der UdSSR.
Schatalows letzter Flug war jener mit der Sojus 10 am 22. April 1971: Dieser ging zur inzwischen im All befindlichen ersten Raumstation der Menschheit, Saljut 1. Trotz technischer Schwierigkeiten gelang Schatalow die erste Koppelung eines Raumschiffes an eine Raumstation, auf ein Umsteigen wurde jedoch verzichtet. Die Landung von Sojus 10 war dann eine zusätzliche bemerkenswerte Leistung, denn sie erfolgte am 24. April bei Nacht. Somit hatte Schatalow sodann zehn Tage im All verbracht. Bei all seinen Einsätzen war der Kosmonaut und Ingenieur Alexei Jelissejew der kongeniale Partner Schatalows.
Ausbildungsleitung und Auszeichnungen
In weiterer Folge widmete sich Schatalow der Kosmonautenausbildung, deren Leitung er bereits im Juli 1971 übernahm. Gleichzeitig war er Mitglied der sowjetischen Staatskommission für bemannte Raumfahrt und verfasste viel beachtete Fachliteratur. 1987 wurde Schatalow Direktor des Juri-Gagarin-Trainingszentrums im „Sternenstädtchen“ bei Moskau – diesen Posten verlor er im Zuge des Endes der UdSSR. Im Mai 1992 schied er als Generalleutnant der Luftwaffe aus dem Militärdienst aus.
Für seine bahnbrechenden Beiträge zur Raumfahrt wurde Schatalow mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt, darunter zweimal als „Held der Sowjetunion“, dreimal mit dem Lenin-Orden sowie mit dem Orden der Oktoberrevolution. Dazu gesellten sich auf internationaler Ebene u.a. der Karl Marx-Orden der DDR und der Ho Chi Minh-Orden Vietnams. Auf der Rückseite des Mondes ist ein Krater nach Schatalow benannt.
Nun ist der am 8. Dezember 1927 in Kasachstan geborene Generalleutnant a.D. Wladimir Alexandrowitsch Schatalow verstorben. In der Geschichte der menschlichen Raumfahrt und der großen wissenschaftlich-technologischen Errungenschaften der UdSSR gebührt ihm ein ehrenvoller und bedeutender Platz.
Quelle: ORF