In Tristach wird das 1983 errichtete Denkmal für den NS-Kriegsverbrecher Pannwitz und dessen SS-Kosaken endlich wieder abgebaut.
Lienz. In der Osttiroler Gemeinde Tristach bei Lienz wird ein 1983 errichteter Gedenkstein für den deutsch-faschistischen Kriegsverbrecher Helmuth von Pannwitz nun endlich wieder entfernt. Dies hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen – 38 Jahre, nachdem er aus unerfindlichen Gründen die Aufstellung beschlossen hatte. Aus Sicht einer reflektierten Geschichtsbetrachtung und im Sinne des konsequenten Antifaschismus war die Entscheidung längst überfällig. Nun wird das Denkmal noch im Herbst dieses Jahres also entfernt und der umgebende Park neu gestaltet.
Der preußische Adelige Helmuth von Pannwitz (1898–1947) hatte noch im deutschen Kaiserreich eine Militärkarriere begonnen. Nach dem Ersten Weltkrieg war er zunächst einer der Führer der illegalen „Schwarzen Reichswehr“, 1931 schloss er sich der NSDAP und der SA an. Im Zweiten Weltkrieg stellte er mit russischen, ukrainischen und kaukasischen Nazikollaborateuren Kosaken-Einheiten der deutschen Wehrmacht auf, die unter seinem Oberbefehl in der Sowjetunion und in Jugoslawien schwere Kriegsverbrechen begangen haben. In den letzten Kriegsmonaten wurden diese Einheiten in die Waffen-SS überführt, Pannwitz fungierte als „Oberster Feldataman aller Kosakenheere“ und hatte den Rang eines Generalleutnants der Waffen-SS inne. Zu Kriegsende flohen seine Einheiten vor den vorrückenden jugoslawischen Partisanenverbänden und der Roten Armee ins südliche Österreich, das bereits britisch besetzt war, und landeten schließlich in Lienz und Umgebung. Gemäß der Konferenz von Jalta stand ihnen die Repatriierung in die UdSSR bevor, der sich etliche durch Suizid entzogen, während der Großteil der antibolschewistischen Kosaken von der britischen Armee tatsächlich an die Rote Armee übergeben wurde. In der geschichtsrevisionistischen und NS-verharmlosenden Betrachtung gelten diese Vorgänge als „Tragödie an der Drau“ oder „Lienzer Kosakentragödie“. Pannwitz selbst wurde Ende Mai 1945 in Salzburg verhaftet und im Juli an die sowjetischen Justizbehörden überstellt. Wegen Verbrechen gegen die Völker der UdSSR und Jugoslawiens erfolgte im Jänner 1947 im Moskau ein Todesurteil, das umgehend vollstreckt wurde.
Warum man in Tristach dem deutschen Nazi Pannwitz und dem XV. Kosaken-Kavallerie-Korps der Waffen-SS ein Denkmal errichtet hat, ist wenig nachvollziehbar, zumal man damit nicht nur ein merkwürdiges Geschichtsverständnis an den Tag legte, sondern auch einen beliebten Versammlungsort für Ewiggestrige, Faschisten und Neonazis schuf. Insofern ist die nunmehrige Entscheidung des Tristacher Gemeinderats, den Gedenkstein wieder zu entfernen, überaus zu begrüßen – auch wenn dies spät erfolgt und man ein Denkmal für faschistische Kriegsverbrecher und Nazi-Kollaborateure ohnedies niemals errichten hätte dürfen.
Quelle: ORF