John Michael „Ozzy“ Osbourne, einer der bekanntesten Vertreter der frühen Heavy Metal und langjährige Frontmann der Band Black Sabbath, ist im Alter von 76 Jahren in seiner Heimatstadt Birmingham verstorben. Mit ihm geht eine Figur, die in der Geschichte der Popkultur weniger durch Virtuosität als durch Präsenz, Exzentrik und Durchhaltevermögen auffiel – und damit prägte.
Osbourne wuchs in einfachen Verhältnissen auf, in einem Arbeiterviertel Birminghams, das von Nachkriegsmangel, Industriealltag und sozialer Enge geprägt war. Frühe Schulabbrüche, kleinere Delikte und Gelegenheitsjobs bestimmten seine Jugend, ehe er durch Zufall zur Musik kam – und dort eine Rolle fand, die er fortan nie mehr ablegte: die des exzentrischen Außenseiters. Gemeinsam mit Gitarrist Tony Iommi, Bassist Geezer Butler und Schlagzeuger Bill Ward gründete er 1969 Black Sabbath – eine Band, die mit ihrem dunklen, schweren Sound den Grundstein für den später so genannten Heavy Metal legte.
Die ersten Alben der Gruppe – Black Sabbath, Paranoid, Master of Reality, Vol. 4 – trafen einen Nerv. Ihre Mischung aus einfachen Riffs, düsteren Texten und dem spröden Gesang Osbournes setzte sich vom damaligen Zeitgeist ab. Während andere noch den „Summer of Love“ nachklangen ließen, erzählten Sabbath von Entfremdung, psychischer Instabilität und einer von Gewalt durchzogenen Welt. Songs wie War Pigs, Iron Man oder Paranoid gelten heute als Klassiker eines Genres, das sich damals noch in der Selbstfindung befand.
Die Band selbst aber blieb nicht stabil. Exzesse, Drogenprobleme und zunehmende Spannungen führten zu Osbournes Ausstieg. Es war Sharon Osbourne – seine spätere Ehefrau und langjährige Managerin –, die ihn zu einer Solokarriere motivierte. In den 1980er-Jahren konnte er daran tatsächlich anknüpfen, wenn auch weniger musikalisch innovativ als medial wirksam. Der Stil blieb weitgehend derselbe, das Image ebenfalls: finster, überzeichnet, laut.
In den 2000er-Jahren erreichte Osbourne durch die Reality-TV-Serie The Osbournes noch einmal globale Aufmerksamkeit. Die Serie zeigte ihn als hinfälligen, exzentrischen Familienvater – eine ambivalente Inszenierung zwischen Sympathie und Selbstentblößung. Der Rockstar als Figur des Verfalls wurde plötzlich zum popkulturellen Dauerbrenner.
Trotz zahlreicher gesundheitlicher Rückschläge – darunter eine Parkinson-Erkrankung, ein Lungenemphysem sowie mehrere Operationen – stand Osbourne bis zuletzt auf der Bühne. Anfang Juli 2025 trat er ein letztes Mal öffentlich auf, bei einem Benefizkonzert in Birmingham. Begleitet von Weggefährten und prominenten Kollegen sang er dort, sichtbar gezeichnet von Krankheit, unter anderem Mama, I’m Coming Home und Paranoid. Kurz darauf starb er, wie nun bekannt wurde.
Ozzy Osbourne bleibt als Symbolfigur in Erinnerung – nicht nur für eine bestimmte Art von Musik, sondern auch für eine Zeit, in der der Rockstar noch als Grenzgänger zwischen Exzess und Absturz galt. Sein Einfluss auf die Entwicklung des Heavy Metal ist unbestritten. Ob man seine Musik schätzte oder nicht: An seiner medialen Wirksamkeit kam man über Jahrzehnte kaum vorbei.
Mit seinem Tod endet ein Kapitel Popgeschichte – nicht leise, aber endgültig.